IM GESPRÄCH MIT ...Marion Kranenim Gespräch mitder Autorin HankaMewes-FrickeWie entstand die Datenbank zu Filmen, Personen und Kinos?Nach der ersten Recherche in zahlreichen Archiven kam die Ideeauf, die Ergebnisse in einer Datenbank zu sammeln und damit dieInformationen nach und nach der Öffentlichkeit zur Verfügung zustellen. Als erste Veranstaltung mit den Ergebnissen haben die Initiator*innen2001 im Kino „Off Broadway“ in einem Programm Filme ausKöln gezeigt. Das Buch „Köln im Film“ aus dem Jahr 2004 zeigt die umfangreicheArbeit in Text und Bild. Diese Publikation ist auch die Basisfür unsere Datenbank und die heutige Website, die kurze Ausschnitteoder Teaser zu vielen Filmen verlinkt. Das Gute an ihr ist, dass wirsie schnell und kontinuierlich aktualisieren und auch auf unsere Veranstaltungenhinweisen können.Wie kam es dann zur Beschäftigung mit der Kinogeschichtevon Köln?Das Filmpalast-Kino schloss im Jahr 2010. Das haben Irene Schoorund ich zum Anlass genommen, uns mit der Kinogeschichte der Stadtzu befassen. Dabei sind wir auf das reiche Kinoleben gestoßen, dases in Köln gegeben hat und heute nur noch in geringerem Maße gibt.Wir haben Menschen getroffen, die die Filmtheater betreiben und diesie begeistert besuchen. Die Recherche zu diesen, ihren Standorten,den Mitarbeitenden und den Filmen, die dort liefen, war unglaublichaufwendig, hat aber auch sehr viel Spaß bereitet. Daraus ist 2016 dasBuch zur Kinogeschichte in Köln entstanden.Auf der Website gibt es zudem Interviews mit Kinobesitzer*innen.Wie kamen diese zustande?In unserer Arbeit ist häufig eins aus dem anderen entstanden:Bei der Erforschung der Kinogeschichte von Köln haben wir uns mitvielen Kinobetreiber*innen getroffen. Es sind sehr verschiedene Charaktere,die diese Arbeit machen mit sehr unterschiedlichen Erfahrungen,je nachdem wann sie im Kino gearbeitet haben. Es war unglaublichinteressant, mit ihnen zu sprechen. Wir haben dann eineFörderung beim Landschaftsverband Rheinland, LVR, für Interviewsbeantragt und bekommen, sodass es uns möglich war, mit zehnKino- und Filmschaffenden Gespräche zu führen.Warum hat der Verein sein Büro im Stadtmuseum?Seit 2013 haben wir ein Büro im Haus, was wir sehr schätzen. Dieräumliche Nähe hat sich ausgesprochen produktiv entwickelt. Schonin Vorbereitung der Ausstellung 2016 „Großes Kino – 120 Jahre KölnerFilmgeschichte“ im Stadtmuseum, gewissermaßen die Ausstellungzum Buch, haben wir und die Mitarbeitenden des Museums erkannt,wie viel Schnittmengen es zwischen uns gibt. Für die gegenwärtigeDauerausstellung im Haus Sauer wurden wir gefragt, ob wir mit Filmmaterialzu den neuen Kapiteln und Themen der Ausstellung beitragenkönnen, was wir sehr gerne gemacht haben. Diese Zusammenarbeitzwischen einer städtischen Einrichtung und unserem Verein alsTeil der freien Szene ist etwas Besonderes.Haben Sie Lieblingsfilme zu Köln?Auf jeden Fall ist das „Heißer Jazz und kaltes Eis“ von GianniPaggi über das legendäre Eiscafé Campi und die Jazzszene der60er-Jahre nach einem Text des Schriftstellers Jürgen Becker. Dasist eine WDR-Produktion aus dem Jahr 1964 und damit auch Teil derMediengeschichte. Sie zeigt, wie damals ein Fernsehbeitrag gemachtwurde: experimentell und pointiert. „Der Unfall“, ebenfalls Ende der60er-Jahre, behandelt erstmals in einem Spielfilm das Thema Arbeitsmigration,hat tolle Szenen, manchmal fast dokumentarisch, mit vielenLaiendarstellern. „Prinzessin“ (2006) ist ein Spielfilm von BirgitGroßkopf über eine Mädchengang in einem Hochhaus-Stadtrandbezirk,die zwischen allen Stühlen hängen, aggressiv und frustriert undnicht wissen, was sie wollen. Und ich möchte noch auf „Wem gehört8 KLAAF IM GESPRÄCH
IM GESPRÄCH MIT ...die Stadt“ von Anna Ditges über das Heliosgelände in Ehrenfeld hinweisen,weil die Dokumentation so viel über die Stadtteile und derenEntwicklung zeigt.Zudem schauen wir, was Studierende und kleine Produktionsfirmenherausbringen. „Kaskade“ von Rike Hoppse und „Muss ja nichtsein, dass es heute ist“ von Sophia Groening sind Beispiele. Beidehaben sie an der Kunsthochschule für Medien in Köln studiert. „Mussja nicht sein ...“ spielt in Köln-Finkenberg und zeigt, wie Jugendlicheüber SMS kommunizieren wollen, die Kontaktaufnahme aber nicht soganz gelingt. „Kaskade“ ist experimentell. Der Film arbeitet essayistischund die Autorin kombiniert auf spielerische Weise ihre Gedankenmit Google-Suche und Impressionen aus der Stadt.Sie haben auch Kinoführungen angeboten. Gibt es diese noch?Wir organisieren Kinoführungen auf dem Ring, der ehemaligenKinomeile und ebenfalls stadtteilbezogen für Kalk, Ehrenfeld oderNippes. Zu den Führungen kommen gemischte Gruppen von Älterenund Jungen, manche wollen sich erinnern, andere sind kinobegeistert.Manchmal nehmen auch ehemalige Kinovorführer*innen teil. Interessiertekönnen sich dazu bei uns sehr gerne melden.Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Freudean der Filmarbeit!Können Sie Filme noch genießen?Als Filmkritikerin habe ich mir Filme anders angesehen als heute,wenn ich eine Filmreihe vorbereite. Aber ich kann sie immer noch genießen.Ich kann auch gut zwei, drei, vier an einem Tag anschauen, sowie ich das auf einem Filmfestival machen kann.Wie geht es mit dem Film und Kino weiter?Kinos müssen kämpfen wie andere Kulturstätten auch, aberviele Menschen lieben und brauchen Kultur und eben auch Filme unddas Besondere, diese in einem Kino zu sehen. Ich glaube, dass Kinosimmer bleiben werden.Haben Sie ein Lieblingskino?Als ich hier studiert habe, war es das „Broadway“ in der Ehrenstraße.Damals gab es auch das Kino im Unicenter, das viele guteFilme gezeigt hat, aber von der Atmosphäre nicht so schön war. Ichbin viel in die „Lupe“ im Mauritiussteinweg gegangen, weil dort interessanteKlassiker liefen. Zum Glück gibt es heute noch das „OffBroadway“ und die anderen Arthouse-Kinos. Ich wähle aber die Kinosnach den Filmen aus, die ich sehen möchte.Was macht Ihnen an Ihrer Arbeit Freude?Die Beschäftigung mit Kölner Film- und Kinogeschichte hat michsehr inspiriert, weil ich dabei viel über Kölner Stadtgeschichte gelernthabe. Das ist Architektur-, Technik, Industriegeschichte und dasfinde ich spannend. Das Thema stellt viele Bezüge her zu der Stadt,in der wir leben.Aktuelle Filmempfehlungen:Gemeinsam mit der SK Stiftung Kultur, dem Kurzfilmfestival Köln unddem Filmhaus Kino ist „Köln im Film“ in diesem Jahr am „Short Monday“beteiligt. Regelmäßig zeigt das Kino am zweiten Montag im Monat um20 Uhr in der Maybachstraße 111 Kurzfilme, im November voraussichtlichKurzfilme des im Juni tödlich verunglückten Kölner Filmemachers BernhardMarsch. Es ist das dritte Mal, dass diese Kooperation stattfindet.Themen waren „Work in Progress“, „Wohnen“ und Braunkohletagebau.Marion Kranen studierte Theater-, Film- und Fernsehwissenschaftund Kunstgeschichte in Köln und Florenz. Sie war Mitorganisatorin desFrauenfilmfestivals „Feminale“ in Köln von 1987 bis 1999, arbeitete alsFilmjournalistin und als Autorin für Fernsehen und Rundfunk. Sie istMitgründerin von „Köln im Film e. V.“ und lebt in Köln.Hanka Meves-Fricke ist Autorin und Journalistin und lebt in Köln. Vonihr sind der historische Roman „Die Komponistin von Köln“ und dasKinderbuch „Unser Köln“ erschienen.Wenke Atkins ist Fotografin und arbeitet in Köln und Umgebung fürMagazine, Unternehmen und Organisationen.IM GESPRÄCHKLAAF9
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