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KLAAF ist das kölsche Magazin – ein Muss für alle Begeisterten der kölschen Sprache und des Brauchtums. Neben den Angeboten der Akademie berichtet das Magazin über spannende Kölner Persönlichkeiten, interessante Veranstaltungen, Geschichten aus der Kölner Geschichte, kölsche Rezepte, Mundarttheater und mehr.

KÖLN ENTDECKT250

KÖLN ENTDECKT250 Jahre:MariaClementineMartin© MCM Klosterfrau Vertriebsgesellschaft mbHGründerin von „Klosterfrau Melissengeist“Maria Clementine Martin (1775–1843) war eine bemerkenswerteFrau, die als Ordensschwester, Heilerin undvor allem als Unternehmerin die deutsche Wirtschaftsgeschichteprägte. Ihr Lebensweg zeigt eindrucksvoll, wieeine Frau im 19. Jahrhundert aus der Klostertradition herauszu einer erfolgreichen Gründerin wurde – und wie auseiner kleinen Klosterapotheke ein international agierendesUnternehmen entstand.Geboren wurde Maria Clementine 1775 als WilhelmineMartin in Brüssel. Schon früh prägte sie das religiöseLeben: Mit 17 Jahren trat sie in das AnnuntiatinnenklosterSankt Anna in Coesfeld ein und nahm den Ordens namenMaria Clementine an. Dort erlernte sie nicht nur die Krankenpflege,sondern auch das Handwerk der Heilmittelherstellungin der Klosterapotheke. Diese Kenntnisse bildetendas Fundament für ihre späteren Aktivitäten. MariaClementine Martin wurde zur Pionierin in der Heilpflanzenbranche,indem sie ihr Wissen aus der Klosterzeit, unternehmerischenMut und geschicktes Marketing verband.Die Säkularisation 1803 zwang sie, das Kloster zu verlassen.Nach weiteren Jahren im Kloster Glane bei Gronauund dessen Auflösung 1811 musste Martin sich neu orientieren.Doch ihre Erfahrungen als Ordensfrau und Heilerinprägten ihren weiteren Weg. Sie pflegte Verwundete nachder Schlacht von Waterloo und nutzte ihr Wissen über Heilpflanzen,um Leiden zu lindern. Für ihren Einsatz erhielt siesogar eine Rente vom preußischen König – eine selteneAnerkennung für eine Frau ihrer Zeit. Diese nutzte sie alsStartkapital für eine eigenes Unternehmen.1825 kam sie nach Köln, wo sie zunächst als Krankenschwestertätig war. In einem Haus nahe dem Dom begannsie, mit einfachen Destillationsverfahren Heilmittel herzustellen,darunter das berühmte „Kölnisch Wasser“ und späterden „Klosterfrau Melissengeist“ (eine Mischung aus13 Kräutern, die schnell als Heilmittel gegen zahlreicheBeschwerden populär wurde). 1826 gründete sie offiziellihr Unternehmen „Maria Clementine Martin Klosterfrau“,das sie bald mit weiteren Produkten wie Karmelitengeist,Lavendelwasser und dem „Essig der vier Diebe“ erweiterte– ein Mittel, das angeblich vor Seuchen schützte.Mit preußischem Wappen – vom König verliehenAls Unternehmerin zeigte Martin außergewöhnlichesGeschick. Sie erkannte früh die Bedeutung von Markenbildungund ließ sich das preußische Wappen 1927 von KönigFriedrich Wilhelm III. als Markenzeichen genehmigen –ein Marketing-Coup, der ihre Produkte unverwechselbar18 KLAAF KÖLN ENTDECKT

KÖLN ENTDECKTWie wird Maria Clementine Martins Beitrag heutein Köln gewürdigt?> Die Stadt hat den Maria-Clementine-Martin-Platz imRheinauhafen nach ihr benannt.> Am Kölner Rathausturm befindet sich seit 1989 eine vonElisabeth Perger geschaffene Figur zu Ehren Martins.machte. Sie baute ein Vertriebsnetz auf, eröffnete Depots inmehreren Städten und verteidigte ihre Rezepturen und Markenrechteenergisch gegen Nachahmende.Doch ihr Bild ist nicht unumstritten. ZeitgenössischeNachrufe lobten sie als „mildtätige Heilerin“ und „vielgeprüfteDulderin“, die Armen und Kranken half. Kritische Biografienzeichnen dagegen das Bild einer geschäftstüchtigen,manchmal auch rücksichtslosen Unternehmerin, die ihre Interessenkonsequent verfolgte und wenig Warmherzigkeitzeigte. Die Grenze zwischen Heilerin und Quacksalberin warin ihrer Zeit oft fließend, doch die Popularität ihrer Produktespricht für ihren Erfolg.Nach ihrem Tod 1843 führte ihr Unternehmen die Erfolgsgeschichtefort. Die heute international tätige UnternehmensgruppeKlosterfrau mit rund 1.400 Mitarbeitenden undStandorten in ganz Europa hatte hier ihren Ursprung. DieMarke „Klosterfrau Melissengeist“ ist bis heute ein Synonymfür pflanzliche Heilmittel und steht beispielhaft für die Verbindungvon klösterlicher Tradition und moderner Unternehmensführung.> Anlässlich ihres 250. Geburtstages wurde am27. Mai 2025 auf dem Maria-Clementine-Martin-Platz,initiiert von der Firma Klosterfrau, eine Bronzestatueder Unternehmerin aufgestellt. Diese Statue macht ihrWirken und ihre Bedeutung für die Stadt und dasUnternehmen sichtbar.> Die Außenfassade des Klosterfrau-Stammhauses inKöln wurde 2024 von der Künstlerin Lilee Imperatormit einer Street-Art-Installation gestaltet, die die Geschichteund die Heilkräutertradition der Gründerinthematisiert.> Ihr Grab auf dem Melaten-Friedhof steht unter Denkmalschutzund ist ein Ort des Gedenkens.Claudia SchlickeiserMaria Clementine Martin war eine Pionierin: Als Frau,Ordensschwester und Unternehmerin überwand sie gesellschaftlicheSchranken und schuf ein Werk, das Generationenüberdauerte – von der Klosterapotheke zur Weltfirma.Was machte sie in der damaligen Zeit so erfolgreich?Martin verstand es, medizinisches Wissen, klösterlicheTradition und unternehmerischen Weitblick zu verbinden. Siesetzte auf Anzeigen, Probenversand und prominente Fürsprecher,um ihre Produkte bekannt zu machen. Obwohl dieRezepturen für Melissengeist und ähnliche Elixiere bereitsverbreitet waren, gelang es ihr, durch geschickte Positionierungund konsequente Markenbildung eine breite und dauerhafteNachfrage zu erzeugen.Ihr Erfolg, aber auch ihr unkonventioneller Weg, brachteihr Bewunderung und Kritik ein: Während viele sie als Heilerinsahen, warfen ihr andere Quacksalberei vor. Dennochsetzte sie Maßstäbe für Frauen als Unternehmerinnen undfür die Entwicklung der Heilpflanzenbranche in Deutschland.© MCM Klosterfrau Vertriebsgesellschaft mbHKÖLN ENTDECKTKLAAF19

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