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KLAAF 10/25

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KLAAF ist das kölsche Magazin – ein Muss für alle Begeisterten der kölschen Sprache und des Brauchtums. Neben den Angeboten der Akademie berichtet das Magazin über spannende Kölner Persönlichkeiten, interessante Veranstaltungen, Geschichten aus der Kölner Geschichte, kölsche Rezepte, Mundarttheater und mehr.

IM GESPRÄCH MIT

IM GESPRÄCH MIT ...KHermannHertling undLudwig Sebusim Interview© Ruth WolframHier wird Kölsch gebubbeltLudwig Sebus und Hermann Hertlingim Gespräch mit Ruth Wolfram undNorbert Minwegen von der Akademieför uns kölsche SprochFast 200 Jahre kölsche Lebenskunst bringen sie gemeinsamauf die Bühne: Ludwig Sebus (Jg. 1925) undHermann Hertling (Jg. 1930) gehören zu den bekanntestenStimmen der Kölner Mundartszene. Im Gesprächmit Ruth Wolfram und Norbert Minwegen erinnern sichdie beiden an ihre gemeinsame Bühnenzeit, an die Liebezur kölschen Sprache und an das, was die „kölsche Siel”ausmacht. Ein Interview mit Herz, Haltung und Humor.Verbunden in Freundschaft – verbunden mit KölnHermann: Wir sind mit Köln und miteinander verbunden, weil wiruns mögen. Und Ludwigs Lieder mochte ich immer schon. Und dannhatte ich die Idee über seine Lieder ein Stück zu schreiben und habihn gebeten, es selbst zu tun. Und es war ein großer Erfolg: so sindwir uns dann nähergekommen. Ich glaube, das war es.Ludwig: Ja, esu wor et.Hermann: Ich habe mit 80 bei der Kumede gesagt: dat es jetzgenog. Dann habe ich mit 80 an meinen Nachfolger abgegeben. Aber:ein paar Spieler der Kumede haben sich selbständig gemacht undsind jetzt die Kölsche Bredder [Im Jahr 2021 gründeten ein paar ehemaligeKumedeschauspieler*innen die „Theatergemeinschaft KölscheBredder, Anm. d. Red.] Und als die vor der ersten Premiere standen,rief mich mein Patenkind, der Frank Urbarnek, an. Und so bin ich dannwieder reaktiviert worden. Für die Gemeinde, für die Bühne. An sichbin ich ja nur, wie gesagt, für Verzällcher.» Ich bin schon ein Verzällchesmann.«Hermann HertlingLudwig: Ich habe mit 65 leichtsinnigerweise gesagt, esu datwor et, als Krätzchessänger maache ich Schluss. Dann kam aber dasThema auf „Hits aus Köln“ [Sessionsmotto 1984; Anm. d. Red.]. Und dahatte ich so eine Idee. Ich nehme alle anwesenden, großen, bekanntenKölner Sänger oder Bands: Von de Black Fööss aangefange, über10 KLAAF IM GESPRÄCH

KIM GESPRÄCH MIT ...Höhner bis hin zu den Einzel-Sängern, Toni Steingass, dann Knipp undTrio Wüst, Marie-Luise Nikuta, Renate Fuchs und die haben wir dannfür die Proklamation angefragt und bekommen. Die zogen dann mitzwei Tanzchors zusammen ein. Das habe ich also dann noch zehnJahre gemacht, da wurde ich schon 75. Heute rate ich jedem, nicht zusagen: ich höre gänzlich auf. Sondern, ich mache weniger.» Enä, de große Bühn bruche ichnimmieh, ävver Minsche jo.«Ludwig SebusLudwig: Ich weiß noch, nach dem Krieg, wo ich widderkom,1950, do han ich erläv: Der Altermarktspillkreis in dem 1900-Jahr-Feier[Am 8. Juli 1950 fand auf dem noch kriegszerstörten Alter Marktdie „1900-Jahr-Feier“ der Stadt Köln statt, aus der sich die mundartlicheAmateurtheatergruppe Altermarktspielkreis rekrutierte, Anm. d.Red.], da haben wir ja damals mit etwa 1500 Leuten die ganze Stadtgeschichtenachgespillt. Wir hatten auf den Trümmern, auf dem Altermarkträächs eröm, die ganzen Tribünen gebaut. Und im Aldermaatspillkreis,da waren Verbindungen auch zur Kumede. Und deshalbkenn ich ihn auch schon von Anfang an, den Hermann Hertling. Daherkommt unsere Freundschaft. Wir sind uns nie auf die Wecker gefallen.Aber wenn wir uns gesinn han, dann wore och immer einsem Denke un och Geföhl. Ja, so ist das. Aber ... Hermann, 95 Johr, esschon jet, ne?!Hermann: Ja, ens gucke ob ich die werde, ich denk schon.Die kölsche Sproch lebendig haltenLudwig: Ich bin schon der Meinung, dat en vill Clubs oder Vereinedas man da mit Kölsch ruhig stärker „ömgonn künnt“. Und in derSchule, das ist ja eine wichtige Sache. Dadurch habe ich als Kind denSpaß an der kölschen Sprache gewonnen und das gefällige Kölschgelernt, nicht nur das „Gasse-Kölsch“. Auch das Mundarttheater hatda jetzt eine große Aufgabe. Und über viele Kölsch Lieder, und du[Herman Hertling, Anm. d. Red.] hast ja deinen Podcast.Hermann: Seit der Corona-Zeit da hat man uns darum gebeten.Da han die gesaht: et gitt kei Theater, et gitt keine kölscher Rundfunk.Sid ehr doch esu god, maht doch ene Schwaad op Kölsch. Un dosin mer drop gekumme, op ene Podcast. Der wird dann einfach umbenanntin: PodKlaaf. Und seitdem haben wir an de 60 verschiedeneThemen gehatt.» Man kann auch auf Kölsch vielleichter schimpfen. Wenn ich sage,Do Jeck, wat fällt dir do en?Aber wenn ich sage, Sie Idiot,das ist eine Beleidigung.«Hermann HertlingLudwig: Man muss sich aber auch Gedanken machen, wie dasKölsch im Allgemeinen, im Alltag irgendwie noch weiter sesshaftwerden könnte. Wenn man jetzt zum Beispiel hingeht und sagenwürde, in der Apotheke haben wir eine Kölsche oder in einem Textilladenhaben wir einen Kölschen, und da einfach einen Aufkleberins Schaufenster machen: „Hier wird Kölsch gebubbelt“. Dann wüsstendie Lück: aha, schön, jetzt kannst du hier Kölsch sprechen, wennDu willst.Demokratisches Engagement für Vielfalt und Toleranzund die kölsche Siel als Vorbild© Susanne FernLudwig: Wer die kölsche Geschichte ein bisschen kennt, der weißja, mer hatte den Verbundbrief. Schon im Mittelalter, hatte mer daschon den Ansatz vun Demokratie gehatt. Un die litt also, wenn doesu wells, dem Kölsche im Blod. Man darf et nie esu wigg kummelooße, dat nur einer de Macht hät. Das ist ja das, was die Demokratieusmäht: dat do immer wieder von andere Lück ze hüre bekumms,wat de för Fähler maache kanns, dat do kontrolliert wees. Aber wannde dann nih mih kontrolliert wees, und mähs wat de wells, dannweed et schlimm, ja.IM GESPRÄCHKLAAF11

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