IM GESPRÄCH MIT ... Die Fontäne in der Flora gehört zu den beliebten Fotoobjekten der Anlage. mehr als 100 Dahlienarten. Ich freue mich schon auf die im Winter erstrahlenden Kamelien, die genau wie die Palmenallee weit über Köln bekannt sind. Mein Vorgänger Stephan Anhalt nannte sie immer „kölsche Pänz“, also Kölner Kinder, weil die Palmen aus hier in den Gärten gewonnenen Samen gezogen worden sind. Flora und Botanischer Garten sind elf Hektar groß. Das entspricht in etwa der Fläche von elf Fußballfeldern. Zudem ist der ehemalige Wintergartenpalast ein Anziehungspunkt. Ursprünglich war es eine gusseiserne Konstruktion, die das Glasdach hielt und an den berühmten Crystal Palace in London erinnert. Die Veranstaltungssäle werden von der KölnKongress GmbH bewirtschaftet. Wir sind im engen Kontakt, damit der Garten auch offen ist, wenn sich hier die Kultur trifft oder andere Veranstaltungen stattfinden. Und nicht zuletzt kann man es sich im Gartenlokal „Dank Augusta“ gut gehen lassen. Warum heißt das Lokal „Dank Augusta“? Es ist nach der Kaiserin Augusta, Ehefrau von Wilhelm I. benannt, die Schirmherrin der Anlage war. Damals lag die Flora noch auf dem Gebiet des heutigen Hauptbahnhofs von Köln. Die damalige Aktiengesellschaft hatte die Oberhoheit für die Gestaltung der Gartenanlage und entschied sich für einen hohen Eintrittspreis. Anfangs drückten sich die Kölnerinnen und Kölner die Nasen am Zaun platt, um einen Blick in die Flora zu erhaschen. Nach der Übernahme der Anlagen entschied die Stadt Köln, dass der Eintritt kostenfrei ist. Was unterscheidet Flora und Botanischen Garten? Während die Flora ein Schmuckgarten ist, ist der Botanische Garten wie ein aufgeschlagenes Buch zu lesen. Die Flora wurde von Peter Josef Lenné entworfen und 1864 eröffnet, der Botanische Garten grenzt seit 1914 nördlich an sie und wurde als Lehrgarten gestaltet. Damals trennte ein Mäuerchen beide Anlagen, heute ist die Grenze kaum noch erkennbar. Alle Sammlungen sind botanisch- wissenschaftlich sortiert, auch die Schauhäuser und Anlagen, die im Bereich der Flora liegen. Zugleich wollen wir zum Beispiel mit den Staudenbeeten Hobbygärtnerinnen und -gärtnern zeigen, was wie und wo wächst und so Anregungen zum Nachpflanzen und Pflegen geben. Wie gestalten Sie die Gärten? Wir haben historische Vorlagen, die wir neu auslegen und legen immer wieder neue Beete an, übernehmen also selbst die kuratorische Arbeit in den Gärten. Wir pflegen den Baumbestand, darunter einige hundert Jahre alte tropische Bäume. Baum- und Heckenschnitt sind umfangreiche und wichtige Arbeiten. Damit sorgen wir für Wegesicherheit und gesunden Wuchs der Pflanzen. Wir bewässern unsere Anlagen und nutzen dafür auch das in unseren Zisternen gesammelte Wasser. Dabei lernen wir mehr und mehr, wie wir umweltschonend gärtnern können. Und wir pflanzen in jedem Jahr wieder neue, schöne Anlagen. Zudem bilden wir junge Leute in unserem Fach aus. Meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und mir ist zudem wichtig, dass die Anlagen und Wege sauber aussehen, denn sauber sollen sie auch bleiben. Nicht zuletzt baut die Stadt Köln derzeit die Schaugewächshäuser neu. Der Bau wird noch etwas dauern, aber die Pflanzen gedeihen bereits. Sie haben mehr als zehn Jahre in der arabischen Welt gelebt. Worin unterscheidet sich Ihre Arbeit dort und hier? Im Oman habe ich vor Ort gearbeitet, sehr eng mit Einheimischen. Es gibt ein unglaublich großes Wissen über Heilpflanzen, die wir gesammelt, Samen gesichert sowie schriftlich festgehalten haben. Dieses existiert vorwiegend in mündlicher Form. Wir haben eng mit den erfahrenen Menschen vor Ort einen Beitrag dazu geleistet, ein Teil dieses Wissens zu verschriftlichen und damit zu erhalten. In meiner Zeit habe ich sehr viel Hilfsbereitschaft erlebt. Als wir einmal in der endlos erscheinenden Wüste angehalten haben, sind ziemlich schnell 8 KLAAF IM GESPRÄCH
IM GESPRÄCH MIT ... Beduinen zu uns gefahren und haben gefragt, ob wir alles Nötige haben und den Weg kennen. In Köln hingegen zeigen wir Botanik, die zum Großteil erforscht ist. Hier haben wir üppige Bepflanzungen, die durch die feuchte Witterung und unsere Bewässerungen gedeihen. Wir möchten, dass sich Menschen in unseren Gärten erholen und sich über Flora Wissen aneignen. Darum bieten wir Führungen für Jung und Alt und arbeiten dort auch eng mit Ehrenamtlichen zusammen. Außerdem tauschen wir uns in einem Netzwerk aller Botanischen Gärten in Deutschland regelmäßig über unsere Arbeit aus und lernen so voneinander. Wenn Sie die Kölner Gartenanlagen mit den anderen vergleichen würden, gibt es etwas Herausragendes? Besonders hervorzuheben ist, dass alle Flora und Botanischen Garten besuchen können. Wir verlangen keinen Eintritt, wünschen uns jedoch, dass die Besucherinnen und Besucher den Garten so verlassen, wie sie ihn vorgefunden haben, sauber und ordentlich. Hier steckt viel Arbeit unserer Gärtnerinnen und Gärtner drin und wir wünschen uns dafür Wertschätzung. Wie finden Sie nach vollen Arbeitstagen Ihren Ausgleich? Gern würde ich öfter Sport treiben, Pilates mag ich. Doch meine Arbeit hat vor allem auch sehr schöne Seiten. Meine Kolleginnen und Kollegen regen mich immer wieder dazu an, vom Schreibtisch und meiner Verwaltungsarbeit aufzustehen und mir vor Ort anzuschauen, welche Beete sie wieder gestaltet haben, was an Pflege geleistet wurde. Vor allem macht es mir Freude, in diesen schönen Kölner Gärten zu arbeiten und hier in der Flora und im Botanischen Garten zu sein. Können Sie nach zwei Jahren Köln sagen, was Ihnen hier gefällt? Die Offenheit. Wenn ich einkaufen gehe und etwas suche, hilft sofort jemand. Wenn man sich auf der Straße begegnet, kommt man schnell ins Gespräch. Man merkt, dass hier Menschen aus verschiedenen Kulturen leben, sich im Karneval und im Leben treffen. Meine Kinder singen gern kölsche Lieder. All das ist schön. Flora und Botanischer Garten gehören zur Stadt Köln: https://www.koelntourismus.de/kunst-kultur/ sehenswuerdigkeiten/detail/flora-und-botanischer-garten-koeln Marina Tsaliki ist 46 Jahre alt und seit einem Jahr Leiterin von Flora und Botanischem Garten der Stadt Köln. Sie hat Biologie studiert und zu Heidepflanzen promoviert. Ihre Muttersprachen sind Deutsch und Griechisch, weil sie aus einer Diplomatenfamilie stammt. Sie hat selbst mehr als zehn Jahre lang im Oman und den Arabischen Emiraten als Biologin geforscht und gearbeitet. Hanka Meves-Fricke ist Autorin und Journalistin und lebt seit mehr als 30 Jahren in Köln. Von ihr ist 2024 der historische Roman „Die Kompo nistin von Köln“ und das Kinderbuch „Unser Köln“ erschienen. In ihrem Roman über die Komponistin Maria Herz spielt die 1864 eröffnete Flora eine wichtige Rolle. Am 15. August 2024 wurde SHALOM-MUSIK.KOELN in der Flora mit Werken von Maria Herz eröffnet. IM GESPRÄCH KLAAF 9
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