KÖLN ENTDECKT K Auch dieses Jahr wird Zinter Klos wieder durch den Kamin (soweit vorhanden) herabsteigen und aus seinem Sack „Äppel, Nöss un Marzepan“ oder - die Rute herausholen, wie Wilhelm Hoßdorf weiß: » HELLIGE MANN SCHRAPP DE PANN« Der eeschte Schnei litt op de Kalle, zeert de Latäne wie en Kapp. Kratsch! – eß do nit en Noß gefalle? Klung do e Schellche op der Trapp? „Sag, Mutter, kütt hück geredde? Ov dat der Hell’ge Mann ald wor? Dann dun ich och dat Leedche bedde, ich kann et noch vum vör’ge Johr!“ „Mamm, muß ich mer der Hals noch wäsche? Hans Muff ald raselt met der Kett! Weiß dä, dat ich dem Nies dät steche dat dude Müsche en et Bett?“ Stell! stell – et bembsch! – Kamelle flege, ne Appel tirvelt unger’t Schaaf! En deefe Stemm klingk en dä Säge: „Ehr Kinder, wodt ehr dann och brav?“ De Mutter deit se all ömschlinge: „Jo, hell’ge Mann, – kei maht mer Leid! Do kanns rundsöm kein bess’re finge, se sin doch all ming Silligkeit!“ © Jürgen Howaldt, VierterAdvent - Engel jh2, CC BY-SA 3.0 DE Auch die heilige Lucia nahm in Köln eine besondere Stellung ein. Ebenso wie Barbara ist sie historisch nicht fassbar, die Legende sieht in ihr eine Märtyrerin aus der Zeit Diokletians, der von 284 bis 305 römischer Kaiser war. Bei ihr war es nicht der Vater, sondern der Verlobte, der sie wegen des Übertritts zum Christentum denunzierte. Sie überstand alle Qualen der Folter, so dass man ihr schließlich ein Schwert durch die Kehle stach. Eine andere Version erzählt, dass Lucia sich die Augen aus den Höhlen riss und sie ihrem Verlobtem auf einem Tablett präsentierte. Dargestellt wird sie in der Regel mit einem Schwert und einer Halswunde, mit Palm und Öllampe oder ihre Augen in einer Schüssel tragend. Wie bei vielen anderen christlichen Festen überlagert auch der Kult um diese Märtyrerin eine heidnische Tradition. Denn der 13. Dezember war im julianischen Kalender der kürzeste Tag im Jahr. Und die Menschen glaubten, dass in der längsten Nacht Geister, Dämonen und Hexen besondere Macht erlangten. Daher hat Lucia einen doppelten Charakter. Zum einen gilt sie als Lichtbringerin (Lucia ist abgeleitet vom lateinischen „lux“ – „Licht“): „Luzei jitt der Sonn nen Däu!“ Zum anderen ist sie eine Schreckgestalt, die als Lucija, Fersenluzel oder Lutzelfrau im Bayerischen Wald und in Osteuropa ihr Unwesen treibt. 22 KLAAF KÖLN ENTDECKT
K KÖLN ENTDECKT Mit Einführung des Gregorianischen Kalenders rückte der Termin der Wintersonnenwende auf den 21. Dezember. Dies ist auch der Festtag des heiligen Thomas, der die Aufforderung erhält: Zint Thommes, däu de Sonn eröm! Die muß hück öm de Krömm! Do steis als Eeschter dran, Pack an! Ähnlich wie Lucia gilt im Bayerischen Wald Thomas als Unhold, als der „Thomma mit’m Hamma“. Häufiger jedoch muß er als Spottfigur herhalten. Denn derjenige, der nach der längsten Nacht des Jahres als letzter aufsteht oder zur Arbeit kommt, wird als „verschlofe Thommes“, „fuule Thommes“ oder einfach nur als „do Thommes“ aufgezogen. Dann steht auch schon das Weihnachtsfest vor der Tür, das ist jedoch eine andere Geschichte... Ingeborg Nitt Die Thomaskirche im Agnesviertel Das Kloster St. Lucia stand an der Stelle der heutigen Trinitatiskirche © Chris06, 2023 Thomaskirche (Köln) (4), CC BY-SA 4.0 Ein adventliches Programm besonderer Art erwartet das Publikum beim Klaaf em Mediapark am 3. Dezember. Näheres auf unserer Website. KÖLN ENTDECKT KLAAF 23
Laden...
Laden...
Folge uns
Facebook