STIFTUNG IM FOKUS © Annelise Löffler, Deutsches Tanzarchiv Köln Kölner Tanzträume: Aufbruch und Revolution in den 1960er-Jahren Die Ausstellung „Goldene Jahre“ im Tanzmuseum erinnert an eine spannende Epoche Kölner Kulturgeschichte Die 1960er-Jahre markierten für Köln eine Dekade des Umbruchs und der Erneuerung im Tanz. Die aktuelle Ausstellung im Tanzmuseum des Deutschen Tanzarchivs Köln, „Goldene Jahre | Kölner Tanzträume“, beleuchtet diese faszinierende Zeit des Aufbruchs. Noch bis zum 23. Februar 2025 können Besucherinnen und Besucher in die Epoche eintauchen, in der Visionen und Träume auf beeindruckende Weise Wirklichkeit wurden. Nach den schweren Nachkriegsjahren erblühte Köln in den 1960er- Jahren zu einem Zentrum der Tanzkunst. Die Stadt, die noch immer die Narben des Zweiten Weltkriegs trug, entwickelte einen bemerkenswerten Gestaltungswillen. Ein Meilenstein dieser kulturellen Wiedergeburt war die Errichtung des neuen Opernhauses am Offenbachplatz durch den Architekten Wilhelm Riphahn, der neben anderen Architekten maßgeblich das Nachkriegs-Köln prägte. Am 4. Juni 1955 wurde der Grundstein gelegt und am 18. Mai 1957 wurde das neue Opernhaus in Anwesenheit des damaligen Bundeskanzlers und Alt-Oberbürgermeisters von Köln, Konrad Adenauer, eröffnet. Das Opernhaus, das keine umlaufenden Ränge im Zuschauerraum hat, sondern versetzte Balkons, die einen frontalen Blick auf die Bühne gewähren, wurde schnell zu einem Wahrzeichen des „neuen Köln“. Das 14 KLAAF STIFTUNG
STIFTUNG IM FOKUS Haus wurde damals von der Presse als „schönster Theaterbau Deutschlands“ gerühmt. Trotz der spöttischen Bezeichnungen „Indisches Grabmal“ oder „Grabmal des gescheiterten Intendanten“ im Volksmund, war das Opernhaus ein Bekenntnis Kölns zur Moderne. MEHR INFO Die Diskussionen um ein Deutsches Nationalballett, ein Rhein-Ruhr- Ballett oder ein Deutsches Ballett am Rhein zeigten den visionären Geist dieser Jahre. Doch nicht alle Träume wurden Wirklichkeit, und hitzige Debatten führten zu Auseinandersetzungen, die als „Ballettkrieg“ und „Kölner Kritikerkrieg“ in die Geschichte eingingen. Trotz der Konflikte inspirierten die Tanzprojekte der 1960er-Jahre eine junge Generation von Choreografen. Diese konnten ihre innovativen Ideen in Experimentiertheatern und Wettbewerben präsentieren. Der Tänzer Johann Kresnik erinnert sich: „Im Prinzip habe ich unter lauter Machos gearbeitet. Balanchine, Cranko, de Mille, Béjart, Milloss usw., die sind doch im Prinzip alle Ballettmachos gewesen. Aber dann kam diese 67/68er-Zeit, die die eigentliche Befreiung für mich war.“ Ende der 1960er-Jahre eröffnete eine Finanzkrise der Kölner Bühnen jungen Choreografen neue Chancen. Einsparungen führten zur Auflösung der zeitgenössisch-klassischen Tanzcompagnie, aber auch zur Förderung der Tanzmoderne. Eine ungewöhnliche Annäherung an die Ausstellung kann man beim „Langen Donnerstag“, dem jeweils ersten Donnerstag im Monat (Ausnahme 3. Oktober) erleben: Um 18 Uhr findet dann eine „getanzte Führung“ statt, die zugleich eine Performance ist. Die Tänzerin Diana Treder bewegt sich durch die Ausstellung und stellt in Bewegung Beziehungen zwischen Körpern und Exponaten her. Im Dialog mit dem Publikum werden verschiedene Wahrnehmungsebenen angesprochen, um sich gemeinsam choreografisch, sinnlich, ästhetisch und tänzerisch den TanzGeschichten der 1960er-Jahre zu nähern. Eintritt und Teilnahme sind frei! © Janet Sinica © Markus Hoffmann, Deutsches Tanzarchiv Köln Mit der Eröffnung begann auch eine neue Ära für die Tanzkunst in Köln. Die Gründung eines neuen Tanzensembles unter dem international bekannten Choreografen Aurel von Milloss, die Etablierung einer Ausbildungsstätte für Tanz und die Übernahme der Internationalen Sommerakademie des Tanzes aus Krefeld setzten neue Maßstäbe. „Eine Metropole des Balletts soll Köln sein!“ proklamierte Oscar Fritz Schuh, Generalintendant der Kölner Bühnen von 1959 bis 1963, und diese Vision wurde Wirklichkeit. Internationale Tanzgastspiele und eine Ballettwoche begeisterten das Kölner Publikum und machten die Stadt zum Anziehungspunkt für Tanz- und Ballettliebhaber aus aller Welt. Tanzmuseum des Deutschen Tanzarchivs Köln Im Mediapark 7 (3. OG), 50670 Köln, Tel.: +49 221/888 95 -400 oder -444 (Ausstellungskasse), E-Mail: tanzarchiv@sk-kultur.de, www.deutsches-tanzarchiv.de In dieser Zeit der Experimente und des Wandels arbeiteten die Ballettdirektoren in einem Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne. Choreografen wie Aurel von Milloss, Todd Bolender, Gise Furtwängler und Peter Appel schufen Werke, die von der bildenden Kunst und der neuen Musik inspiriert waren. Sie äußerten sich öffentlich und engagiert zu Fragen der Tanzästhetik und Kulturpolitik und prägten damit die Tanzszene entscheidend. Das Tanzmuseum ist zu den Ausstellungslaufzeiten geöffnet täglich außer mittwochs, 14 bis 19 Uhr, „Langer Donnerstag“ am ersten Donnerstag im Monat geöffnet von 14 bis 21 Uhr mit Führungsangebot um 18 Uhr, Eintritt frei! Eintrittspreise: Erwachsene 5,50 € (ermäßigt 3 €), Kombiticket mit den Ausstellungen der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur (1. OG): 8 € (ermäßigt 5 €) STIFTUNG KLAAF 15
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