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KLAAF 10/18

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KLAAF ist das kölsche Magazin – ein Muss für alle Begeisterten der kölschen Sprache und des Brauchtums. Neben den Angeboten der Akademie berichtet das Magazin über spannende Kölner Persönlichkeiten, interessante Veranstaltungen, Geschichten aus der Kölner Geschichte, kölsche Rezepte, Mundarttheater und mehr.

BRAUCHTUM „Ajuja,

BRAUCHTUM „Ajuja, Ajuja! Jetz geiht et widder Ajuja, jetz geiht et los!“ Nicht nur in den rheinischen Karnevalshochburgen ist der 11.11. untrennbar mit dem Sessionsauftakt verbunden. Aber gerade in Köln und im Rheinland beherrscht der Beginn des Karnevals den Tag und lässt kaum Raum für andere Anlässe. 11. 11. – mehr als nur Karnevalsauftakt Foto: Wikimedia Commons Selbst der „hellije Zinter Määten, dä doch ene jode Mann wor, rick NIT MIH lans jede Dür un sähnt do Hus un Hätze, de Frööch en Schobb‘ un Schür“. Dabei gilt er unter Brauchtumsexperten als eine der interessantesten Gestalten, deren Bräuche wie das Martinsfeuer und die Laternenumzüge zu den ältesten gehören. Bischof Martin von Tours wurde wegen seines vorbildlichen Lebenswandels (der bei hochrangigen Kirchenvertretern früherer Zeiten nicht selbstverständlich war), seiner Nächstenliebe und Barmherzigkeit heiliggesprochen. Er starb am 8.11.397 und wurde am 11.11. beigesetzt. Schon früh wurde dieses Datum zu seinen Ehren als Martinstag festgesetzt. Mit dem Karnevalstreiben hat dieser Ehrentag nichts zu tun. Vor hundert Jahren endete der Erste Weltkrieg Dies gilt erst recht für ein historisches Ereignis, das sich 2018 zum 100. Mal jährt, nämlich das Ende des Ersten Weltkrieges. Am 11.11.1918 wurde in Compiègne der Waffenstillstand unterzeichnet, der um 11 Uhr in Kraft trat und einen Krieg beendete, an dem 40 Staaten beteiligt waren und der ca. 17 Millionen Menschen das Leben kostete. Wer im Internet „Trauernde Eltern“ von Käthe Kollwitz nach Veranstaltungen zu diesem Anlass sucht, wird für den 11.11. kaum fündig. Es finden jedoch einige Konzerte, die dem Ende des Ersten Weltkrieges gewidmet sind, am 10.11. statt, z. B. in St. Engelbert in Köln-Riehl. Wer sich darüber hinaus einen Eindruck verschaffen möchte, wieviel Leid und Elend dieser Krieg über die Menschen brachte, sollte sich dem Werk einer Zeitzeugin zuwenden. Dazu muss sich der Kölner nur ins Käthe Kollwitz Museum begeben, in dem die Werke einer Künstlerin zu sehen sind, die zwei Weltkriege mit ihren Ursachen und Folgen erlebt hat: Käthe Kollwitz (1867–1945). Die Künstlerin hat selbst ihren jüngeren Sohn Peter (1896–1914), der sich freiwillig gemeldet hatte, gleich zu Beginn des Ersten Weltkrieges verloren. Er ist auf dem deutschen Soldatenfriedhof Vladslo in Flandern begraben. Kollwitz verarbeitete ihren Schmerz in der Skulpturengruppe „Trauernde Eltern“, die auf diesem Friedhof aufgestellt wurde. Eine Kopie befindet sich in der Ruine von Alt St. Alban, die als Gedenkstätte für die Toten der beiden Weltkriege fungiert. Die Holzschnittfolge „Krieg“, die kurz nach dem Ersten Weltkrieg entstand, zeigt die Entwicklung von der Kriegsbegeisterung der Menschen bis zum Leid der Überlebenden, vor allem der Eltern. Das Motiv des Blattes „Die Mütter“ hat sie in späteren Jahren zur Bronzeplastik „Turm der Mütter“ gestaltet, einer zugleich kämpferischen und anrührenden Skulptur. Auch in anderen Ländern erinnert der 11.11., der „Remembrance Day“ oder „Armistice Day“, an das Ende der Ersten Weltkrieges. Von kahlen Zweigen und Pepero Eine völlig andere Bedeutung hat der Tag in China und anderen Regionen Asiens. Im fernen Osten feiern Unverheiratete, die häufig von den Eltern zur Ehe gedrängt werden, an diesem Tag ihre Eigenständigkeit. Der 11.11. wurde zum Singles‘ Day erwählt, da die Zahl 1 ein Symbol für einen Single darstellen soll. Es gibt noch eine weiter Erklärung für dieses Datum, das sich von den chinesischen Schriftzeichen für den Ausdruck „kahle Zweige“ herleitet, die dem Datum 11/11 ähneln sollen. „Kahle Zweige“ wiederum ist ein Spitzname für ledige Menschen! Dieser Tag hat dem Online-Handel Chinas 26 KLAAF BRAUCHTUM

BRAUCHTUM Foto: Wikimedia Commons – Evan Amos MILLIONEN-ALLEE MELATEN GERHARD PRASSER – FOTO-AUSSTELLUNG V Zum Anbeißen! Pepero aus Südkorea in den letzten Jahren die größten Umsätze beschert. In Südkorea dagegen feiern die Menschen am 11.11. den Pepero Day. Dabei handelt es sich um dünne Gebäckstangen mit Schokoladenumhüllung, die in Südkorea ihren Ursprung haben und so beliebt sind, dass sie einen eigenen Feiertag haben. Da die vier Einsen diesen Stäbchen ähneln, wurde der 11.11. gewählt. Auch hier spielt der Umsatz eine wesentliche Rolle, zumal der Pepero Day mittlerweile eine ähnliche Bedeutung wie der Valentinstag hat. Nicht jedes Ereignis, das an einem 11.11. stattfand, wird jährlich gefeiert. An einen einmaligen Vorgang soll hier erinnert werden, da er Auswirkungen auf Kölner Traditionen und das Kölner Brauwesen hatte. Am 11.11.1842 wurde zum ersten Mal das in der böhmischen Stadt Pilsen gebraute „Pils“ öffentlich ausgeschenkt. Es entwickelte sich schnell zu einem überregional beliebten und gerne getrunkenen Bier. Natürlich kann es mit „Kölsch“ nicht konkurrieren! Zahl der Narren Aber zurück zum rheinischen Karneval, der am 11.11. um 11.11 Uhr eröffnet wird. Um die Zahl 11 ranken sich viele Deutungen. Maßgeblich dürfte jedoch die Herleitung aus dem Mittelalter sein, als die 11 die Narrenzahl darstellte. Als Narren galten die Menschen, die nicht nach Gottes Willen lebten, sondern nach ihrem eigenen, also die Sünder. Da die 11 zwischen der zehn, die u. a. durch die zehn Gebote besondere Bedeutung hat, und der zwölf steht, die die Anzahl der Apostel sowie der Monate eines Jahres angibt, ist die 11 die Zahl der Sünde. Daher wird auch im 11. Psalm die Sündhaftigkeit der Welt beklagt. In manchen Gemälden findet der Betrachter eine Uhr, deren Zeiger auf der 11 steht. Dies bedeutet, dass die letzte Stunde angebrochen ist, die letzte Chance, sich zu besinnen. Die Zahl 11 steht also symbolisch dafür, dass sich die Narren, die Karnevalsjecken, gegen die christliche Weltordnung wenden, dass sie zumindest für einige Tage den Alltag auf den Kopf stellen. Ingeborg Nitt Donnerstag, 04. Oktober 2018 Kulturkirche Ost / 20.00 Uhr Kopernikusstraße 34, 51065 Köln-Buchforst Ausstellungsdauer bis Dienstag, 16. Oktober 2018 Geöffnet: werktags, donnerstags bis samstags, von 17 bis 20 Uhr Eintritt frei Email: dirk.kaestel@gag-koeln.de 0162-2336701 www.kulturkirche-ost.de EXKLUSIVE FÜHRUNG für KLAAF- und KölnerLeben-Leser durch die Foto-Ausstellung: MILLIONEN-ALLEE MELATEN VON GERHARD PRASSER KULTURKIRCHE OST AM SONNTAG, 07. 10. 2 01 8 UM 15.00 UHR Die Führung dauert 45 Minuten. Einführung durch Dirk Kästel, GAG. Für fachkundliche Erläuterungen und Fragen steht die Historikerin Karin Feuerstein-Praßer zur Verfügung. Der Fotograf Gerhard Prasser ist anwesend. Anmeldung unter: E-Mail: dirk.kaestel@gag-koeln.de Mobil: 0162-233 67 01 Kulturkirche Ost Kopernikusstr. 34 51065 Köln-Buchforst BRAUCHTUM KLAAF 27

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