STADTGESCHICHTE Fotos: Ingeborg Nitt Blick über den Kanal Der Kölner Stadtwald – Natur pur in der Stadt Seit rund 125 Jahren gehört der Stadtwald im Kölner Westen zu den beliebtesten Erholungsgebieten innerhalb der Stadtgrenzen. Er bietet Möglichkeiten zur Entspannung, zu Sport und Spiel sowie zu Begegnungen mit der Natur. Im 19. Jahrhundert herrschte eine drangvolle Enge inner - halb der Stadtmauern. Industrieanlagen, Geschäfts- und Büro - häuser sowie Wohnsiedlungen ließen keinen Platz für Grünanlagen und andere Naherholungsgebiete. Für Spaziergänge nutzten die Kölner die Wall- und Glacispromenaden vor den Mauern. Nach deren Niederlegung wollten die Stadtoberen für Ersatz sorgen und erwarben das Gelände um den Gutshof Kitschburg zwischen der Aachener und der Dürener Straße, das ca. 100 ha groß war. Der damalige Gartenbaudirektor Adolf Kowallek plante die Anlage, die in den Jahren 1895 bis 1898 entstand. Adolf Kowallek (1851–1902) hatte nach Tätigkeiten in Berlin und Nürnberg 1887 seine Stelle in Köln angetreten, die er bis zu seinem Tod innehatte. Er hat vielfältige Spuren hinterlassen. Zu seinen Werken gehört u. a. der Volksgarten, der Römerpark, die Ringanlagen, der Nord- und der Südfriedhof sowie die Umgestaltung des Stadtgartens. Außerdem war er der Mit - begründer der Kölner Gartenbaugesellschaft. Für den Stadtwald sah er zwei unterschiedliche Bereiche vor. Der stadteinwärts gelegene Teil diesseits der Kitschburger Straße wurde parkartig um einen großen Weiher herum angelegt. Ausländi - sche Baumarten bestimmten das Bild. Blickfang auf dem Weiher mit seinen unregelmäßig geschwungenen Uferpartien ist bis heute eine Fontäne. Die Kitschburg wurde zu dem bekannten Stadtwaldrestaurant umgebaut. Der Teil jenseits der Kitschburger Straße war für die einheimische Flora vorgesehen. Mischwald wechselt mit großen Wiesen, von denen jedoch anfangs nur eine für die Bevölkerung freigegeben wurde. Die übrigen wurden für die Heugewinnung genutzt. Auch in diesem Teil wurde ein kleiner Weiher angelegt, an dessen Ufer eine Waldschenke zum Verweilen einlud, die bereits vor dem Zweiten Weltkrieg abgerissen wurde. Von Anfang an gehörten Sportanlagen zum Konzept. So wurden u. a. eine Reitbahn, ein Sportplatz, eine Radfahrbahn sowie Tennisplätze angelegt. 1920 wurden die beiden Weiher durch einen Kanal verbunden, um auch Eissport zu ermöglichen. Das gesamte Gelände wurde von einem birnenförmigen Rundweg erschlossen, der heutigen „Marcel-Proust-Promenade“. 1910 wurde der Stadtwald zum ersten Mal erweitert, 1919– 1924 zum zweiten Mal, und zwar über die Militärringstraße 20 KLAAF STADTGESCHICHTE
STADTGESCHICHTE Der Weiher ist ein Vogelparadies Damwild im Tierpark hinaus, so dass er heute 205 ha umfasst und Bestandteil des Äußeren Grüngürtels ist. Verantwortlich für die Erweiterungen war Fritz Encke (1861–1931), der dreizehn Jahre lang Dozent an der Königlichen Gärtnerlehranstalt am Wildpark bei Potsdam war, bevor er 1903 Gartendirektor in Köln wurde. Er blieb dem Konzept Kowalleks von Erholung und Sport treu und ließ ebenfalls eine Wasserfläche, Adenauer-Weiher genannt, anlegen. Leider wird der Eindruck durch die beiden Straßen, die den Stadtwald durchqueren, ebenso getrübt wie durch die Güterbahnlinie, von den Kölnern „Klüttebähnche“ genannt. Auch Bau - sünden sind zu beklagen, wie der Abriss des Stadtwaldrestaurants zugunsten eines Hotelneubaus. Trotzdem bietet der Stadtwald heute nicht nur den Menschen Erholung, sondern er ist auch Heimat für die einheimische Flora und Fauna. Bereits 1908 wurde ein Wildgehege angelegt, dass auch eine direkte Begegnung der Menschen, vor allem natürlich der Kinder, mit Schafen und Ziegen, Damwild, Vögeln und anderen Tieren bietet. Es wurde im Zweiten Weltkrieg geschlossen, aber 1951 auf vielfachen Wunsch der Bevölkerung wiedereröffnet und ist mit seinen mehr als 250 Tieren bis heute ein Anziehungspunkt für Familien. Ingeborg Nitt Himmel un Pääd Scheibenstraße 40, 50737 Köln Tel. 0221 27 14 16-0 tattersall@frueh.de www.frueh-em-tattersall.de www.facebook.com/fruehemtattersall www.instagram.com/frueh_em_tattersall STADTGESCHICHTE KLAAF 21
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