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KLAAF 08/21

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Kölner Köpfe - Ruth Schulhof-Walter und Aaron Knappstein im Gespräch über jüdisches Leben in Köln Kölner Abende - Im August und November finden die beiden letzten Vorstellungen statt Gedenktafeln in Köln - Die Serie zur Stadtgeschichte

KÖLNER KÖPFE » Ich

KÖLNER KÖPFE » Ich glaube auch fest daran, dass eine Gesellschaft von Diversität in jeder Form unglaublich profitiert.« Aaron Knappstein 6 KLAAF KÖLNER KÖPFE

KÖLNER KÖPFE Wir wollen lebendiges Judentum zeigen Im Jahre 321 nach Christus erreichte den römischen Kaiser Konstantin eine ungewöhnliche Bitte aus Köln: Er möge doch per Gesetz erlauben, dass auch Menschen mit jüdischem Glauben politische Ämter bekleiden und zum Beispiel in den Rat der Stadt berufen werden dürfen. Das Dekret des Kaisers ist bis heute das älteste urkundliche Zeugnis jüdischen Lebens in Deutschland. Von Köln ausgehend wurde nun – wegen der Corona-Pandemie leider bisher nur teilweise durchführbar – in Deutschland ein Festjahr organisiert mit mehr als tausend Veranstaltungen, darunter Konzerte, Ausstellungen, Podcasts, Theateraufführungen, Filme und vieles mehr. Die Journalistin Christina Bacher hat mit Ruth Schulhof-Walter und Aaron Knappstein über Vorurteile und Antisemitismus gesprochen, aber auch über die große Chance, jüdisches Leben wieder sichtbarer zu machen. Auch und gerade in Köln. Interview: Christina Bacher Fotos: Hanna Witte KLAAF: Frau Schulhof-Walter, um das bedeutsame Jubiläum zu feiern, wurde eigens der Verein „1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ gegründet, in dem Sie Vorstandsmitglied sind. Was ist aus dem stattlichen Festprogramm unter Corona geworden? Ruth Schulhof-Walter: Wir mussten in den letzten Mo naten unglaublich viel umsortieren. Beispielsweise hatten wir einen Festakt mit 800 Leuten im Gürzenich vorbereitet. Der wurde wegen der Pandemie zwei Monate vorher abgesagt, weshalb wir in kürzester Zeit – u. a. mithilfe des WDR und der Firma Encanto – eine Fernsehsendung auf die Beine gestellt haben. Von den fast 1500 Veranstaltungen, die im ganzen Land geplant sind, konnten manche digital stattfinden, viele aber mussten verschoben werden. Wir setzen jetzt also auf das zweite Halbjahr und verhandeln aktuell mit dem Bundesinnenministerium wegen der Gelder, dass wir auch noch in das Jahr 2022 gehen dürfen. Aaron Knappstein: Das macht ja vielleicht auch Sinn, die Festlichkeiten nicht nur auf ein Jahr zu begrenzen. Genaugenommen kamen die Jüdinnen und Juden zeitgleich mit den Römern an den Rhein – das ist also schon viel länger her als 1.700 Jahre. Zu wünschen wäre es ja sowieso, dass diese Angebote, den Menschen ein lebendiges Judentum zeigen zu können, weiterhin Bestand haben können. Übrigens auch etwas, was wir mit unserem Engagement rund um den Karnevalsverein „Kölsche Kippa Köpp e. V. vun 2017“ bemerken: Dass wir mit Menschen in Kontakt kommen, die wir anderweitig nie erreicht hätten. KLAAF: Sie beide engagieren sich seit Jahren darum, jüdisches Leben in der Stadtgesellschaft präsen ter zu machen – ob durch Führungen und Veranstaltungen in der Synagogen-Gemeinde und im EL DE-Haus und letztlich auch durch die Gründung des Karnevalsverein „Kölsche Kippa Köpp e. V. vun 2017“, denen Sie, Herr Knappstein, als Präsident vorstehen. Verstehen Sie sich in gewisser Weise auch als eine Art Brückenbauer? Aaron Knappstein: Unbedingt. Wobei wir das bei Vereinsgründung zu Beginn gar nicht priorisiert hatten. Wir wollten eigentlich nur mit Gleichgesinnten Karneval feiern und uns als Jüdinnen und Juden treffen. Heute haben die „Kölschen Kippa Köpp e. V. vun 2017“ auf Facebook mehr als 2600 Fol lower, die mitbekommen, welche Feiertage wir feiern oder was uns sonst so bewegt. Mitten in der Session beispielsweise, am 27. Januar, findet alljährlich der Gedenktag an die Shoa statt. Da erinnern wir an die verstorbenen Mitglieder des jüdischen Karnevalsvereins, den es schon vor 1933 gegeben hat und nach dem jetzt auch eine Straße an der Ulrepforte benannt wird: Der „Kleine Kölner Klub-Weg“. Plötzlich beschäftigen sich die Leute mit dieser Thematik, was ganz wunderbar ist. KÖLNER KÖPFE KLAAF 7

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