LITERATUR Raretätcher us dem Böcherschaaf Franz Irsigler; Arnold Lassotta Bettler und Gaukler, Dirnen und Henker dtv, München 12. Aufl. 2010, 11,90 Euro ISBN: 978-3-423-30075-9 Georg Bönisch Der 96 Prozent Mann – Kölns Oberbürgermeister Theo Burauen Greven Verlag, Köln 2015, 18,90 Euro ISBN: 978-3-7743-0646-2 Bartholomäus Figatowski (Hrsg) Wovon träumt der Dom? Phantastische Geschichten aus Köln Verlag Nicole Schmenk, Freiburg 2013, 10,90 Euro, ISBN: 978-3-9430-2221-6 Eine Beschreibung der gesell schaftlichen Randgruppen in der städtischen Kultur des späten Mittelalters und der frü hen Neuzeit, die bereits 1984 im Greven Verlag erschienen aber immer noch aktuell ist. Als geschichtsinteressierte Leserin habe ich mich über diesen Lesestoff ge - freut, der nicht nur die allgemein bekannte Geschichte beschreibt, sondern auch mal die Randgruppen beleuchtet, die ein Leben im Schatten der Gesellschaft führten. Dieses Werk beschreibt umfassend in den einzelnen Kapiteln die verschie denen Gesellschaftsgruppen, angefangen bei den Bettlern und Müßiggängern. Auch die Aussätzigen und Geisteskranken wer den beschrieben, genauso wie Kriminelle, Hexen und Dirnen. Ja, sogar die Ärzte und Bader gehörten dazu. Ein sehr informativer Band, der oft auch die Originalsprache zu Wort kommen lässt, und dadurch recht schwierig zu lesen ist. Dennoch gibt es viele interessante Anekdoten und Geschichten, die das mittelalterliche Köln wiederaufleben lassen. Besonders für (Hobby-)historiker ist es eine abwechslungsreiche und inte ressante Lektüre! Georg Bönisch erzählt aus dem Leben eines Ausnahmepolitikers und -kölners. Der Autor lässt zahlreiche Zeitzeugen zu Wort kommen, die Burauen auf sei nem Weg begleitet haben. Intensive Archivrecherchen öffnen überdies neue Blick - winkel – etwa auf die Umstände von Bu - rauens Rücktritt oder auf den Flugzeugabsturz 1968 im afrikanischen Ruanda, den er mit großem Glück über lebte. Anschaulich und unterhaltsam wird auch über den Menschen geschrieben, der leidenschaftlicher Briefmarkensam mler und dessen Leibspeise Kartoffel salat mit Ei ist. Und wie souverän der Mann aus einfachen Verhältnissen Könige und Staats präsidenten im Rathaus empfängt: von Queen Elizabeth II. bis US-Präsident John F. Kennedy – am 23. Juni 1963. 1969 erhält er bei einer Umfrage nach dem Bekanntheitsgrad Kölner Politiker fast 96 Prozent der Befragten. Diese ma gi sche Zahl, die vor und nach ihm keiner mehr erreicht hat, gibt dem Buch den Titel. Das Buch enthält zwölf Geschichten von zwölf sehr unterschiedlichen Autoren. Mal märchenhaft, mal mit Fantasy- oder Horror-Elementen erzählen sie von einer Stadt, die mit ihrem reichen Sagenschatz geradezu prädestiniert ist als Schauplatz für Erzählungen. Vieles lebt vom Dialekt, es erscheinen Geister aus dem Mittelalter und aus der Römerzeit und natürlich spielt auch der Karneval eine nicht un - wesentliche Rolle. Aber es gibt auch Ein blicke in eine düstere Zeit, in der das tolerante „Jeder Jeck ist anders“ noch keine Gültigkeit hatte. Den Auftakt der Sammlung macht Nina Sträter mit „Wichtelkölsch und Hein - zel bräu“. Sie vereinigt die alte Heinzelmänn chensage mit der kölschen Tradition des Bierbrauens. Eine Geschichte, die unter die Haut geht, die sehr kurz und gerade dadurch sehr eindringlich ist, ist „Bis zur letzten Seite“ von Bettina Forbrich. Es geht um ein uraltes Manu - skript, das Seite für Seite zusammengetragen wird. Und zwar nicht irgendwo, sondern unter den Trümmern des einge stürzten Kölner Stadtarchivs ist noch immer jemand auf der Suche. Fazit: Sehr gute Geschichten, vereint in einer lesenswerten Anthologie. Nicht nur für Kölner empfehlenswert. 24 KLAAF LITERATUR
LITERATUR Sie wollen Kölsch nicht nur sprechen, sondern auch etwas über die Sprache erfahren? Oder sich der Geschichte Kölns widmen? Oder lieber in einem Band mit Erzählungen schmökern? Vier Buchtipps haben wir vorbereitet, alle in der Bibliothek zu entleihen. Georg Cornelissen Kölsch – Porträt einer Sprache Greven Verlag, Köln 2019, 11 Euro ISBN: 978-3-7743-0901-2 Keine Fisematenten macht der Autor in seinem Porträt über die kölsche Sprache. Seine Darstellung ist kurz und knapp, be schränkt sich auf das Wesentliche, berücksichtigt aber doch alle wesentlichen Aspekte. Er erläutert die Entwicklung des Kölschen, das seine Exis tenz den Franken zu verdanken hat, trotz einiger weniger latei ni scher Einflüsse. Im Mittelalter schrieben die Menschen lateinisch oder rheinländisch, sie sprachen aber kölsch. Jedoch hätten die heutigen Kölner ihre Vorfahren nicht verstanden, wie der Autor am Beispiel einer Inschrift verdeutlicht. Georg Cor ne lissen relativiert den Einfluss der „Franzosenzeit“ und unter sucht die Veränderungen im Sprachgebrauch im Zuge der Stadt erweiterungen. Die leidige Frage, ob Kölsch eine Sprache oder ein Dialekt ist, weiß er schlüssig zu beantworten. Er macht auch vor dem „heikelsten“ Thema, der Schreibweise, nicht halt. Dabei bleibt er immer sachlich und neutral, wertet nicht, schreibt für jedermann verständlich und weiß auch Fachwissen spannend und anschaulich zu präsentieren. Er untermauert seine Argumentation mit Beispielen aus Umfragen und Zitaten aus der Literatur und lockert sie mit Anekdoten auf. Und wenn Sie jetzt wissen möchten, was der Scheinriese Herr Tur Tur aus Michael Endes Roman über Jim Knopf mit dem Köl schen zu tun hat, dann greifen sie schnell zu diesem Buch. Eine große Auswahl an alten und neuen Büchern finden Sie in unserer Bibliothek. Bibliothek der „Akademie för uns kölsche Sproch“ Die Bibliothek der „Akademie för uns kölsche Sproch“ bietet einen umfangreichen Bestand an Büchern, Tonträgern und Filmen zu „Köln“ sowie zum „Rheinland“ zu Mundarten anderer Regionen und zur Sprachwissenschaft. Öffnungszeiten: Mo + Do 9–12 Uhr und 14–16 Uhr, Di 9–12 Uhr und 14–18 Uhr, Fr 9–12 Uhr, Mi geschlossen Tel.: 0221/888 95 202, Mail: nitt@sk-kultur.de Auf unserer Homepage www.koelsch-akademie.de ist eine „Suche“ unter „Online-Bibliothek“ möglich. KLAAF im Abo! Damit Sie keine Ausgabe von KLAAF mehr verpassen! KLAAF kommt zwei Mal im Jahr mit der Post zu Ihnen nach Hause (Februar und August). Kosten: 5 Euro/Jahr. Aboprämie: 2 Karten für den nächsten Klaaf em Mediapark Aboformular anfordern unter info@kaenguru-online.de oder Tel.: 0221/99 88 21-0 LITERATUR KLAAF 25
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