LESEN UND HÖRENEmpfehlungen aus der BibliothekGunther NoggeZoo de Cologne –Von Dickhäutern undanderen ExotenJ. P. Bachem Verlag,Köln 2006Diese [Piranhas] brachten Herrn L. ausBerlin auf eine Idee. Er bat um die postmortaleVerfütterung seines Körpers andie Piranhas. „Gegebenenfalls“, schrieb er,„könnte dieser Akt auch zur realistischenIllustration der Lebensweise dieser Fischedienen, z. B. im Rahmen einer Vorführungfür Studenten.“„Das ist ja eine tolle Idee“, schrieb ichihm zurück. „Sie sollten Ihren letzten Willennur notariell beglaubigen lassen, sonst bekommenwir vielleicht Schwierigkeiten mitdem Bestattungsgesetz, da der Gesetzgeberan diese Möglichkeit gar nicht gedacht hat.Wenn Sie an eine Demonstration zu Lehrzweckendenken, würde ich Sie allerdingslieber zu Lebzeiten verfüttern. Außerdemwäre Ihr Transport von Berlin nach Kölndann billiger. Um uns den aber ganz zu ersparen,empfehle ich Ihnen, doch gleich insPiranhabecken des Berliner Zoos zu springen.“Es ist schon erstaunlich, mit welchenProblemen Zoodirektoren sich befassenmüssen. Der frühere Kölner Direktor GuntherNogge hat eine Reihe solcher Anekdoten zusammengetragen.Er erzählt Kurioses, aberauch Wissenswertes über „Dickhäuter undanderen Exoten“.Anlässlich des 165-jährigen Jubiläumsempfehlen wir außer einem Besuch desKölner Zoos auch, sich den zahlreichen Büchernzum Thema zu widmen, die die langeGeschichte unseres Zoos auf ganz unterschiedlicheArt beleuchten.Thomas CoenenOllapotrida,Kuschelemusch unÄhzezuppDie Geschichte derkölnischen Esskultur –Die gehobene KücheStückkölle e. K., Köln 2024,39,90 EuroISBN: 978-3-9818080-1-8Wussten Sie, dass es in Köln eine Zeitgab, da gebratener Biberschwanz als Delikatessegalt? Allein schon bei dem Rezept„ka’mer et Kennwasser krigge“! Zunächstwurde der Schwanz blanchiert, um dieSchuppen zu entfernen. Dann gab man ihn ineine mit Speckstreifen ausgelegte Kasserolleund fügte Butter, Wurzelwerk und Gewürzehinzu. Nachdem er braun gebraten war,ließ man ihn mit Rotwein und Fleischbrüheköcheln, bis er weich war. Die Bratenflüssigkeitwurde mit Kapern und Trüffeln zu einerSoße verfeinert. Der Clou des Ganzen: Dasich der Schwanz eines Bibers hauptsächlichim Wasser befindet, zählte er zu den Fischenund durfte sogar in der Fastenzeit gegessenwerden, wie selbst die katholischeKirche feststellte. Dass heutzutage Bibernicht mehr auf der Speisekarte steht, liegtjedoch nicht an den aufgeweichten Fastenregeln,sondern am Tierschutz.Derartige Kuriositäten stellen jedoch nureinen kleinen Teil dieses hervorragend recherchiertenund inhaltsreichen Werkes dar.„Um Sie nicht in die Irre zu führen, möchteich Ihnen gleich vorweg gestehen, dass ichweder ein Geschichts- noch ein Kochbuchschreiben will. Ich möchte Ihnen nur dieGeschichten erzählen, die zu diesem oderjenem Ergebnis in der kölnischen Ess- undTrinkkultur geführt haben.“ So erläutert ThomasCoenen seine Motivation, dieses Buchzu schreiben. Kapitel für Kapitel behandelter die einzelnen Speisen und Nahrungsmittel,beginnend mit den „zoppe“ über dieFisch- und Fleischgerichte bis zum „däglicheMußkrom“, dem Gemüse, und vieles mehr. Ererklärt in der Regel zunächst die allgemeineGeschichte und Herkunft des Nahrungsmittels,dann seine Rolle und Bedeutung fürKöln. Er beschreibt die Verwendung des Lebensmittelsin der Küche, besonders der„kölschen Köch“ und fügt hier und da einigeRezepte an.Leserinnen und Leser erhalten eine Vielzahlvon Informationen über die kölnischeEsskultur und kann sich auf einen Nachschlagfreuen. Denn dies ist erst der erstevon drei geplanten Bänden.28 KLAAF LESEN UND HÖREN
LESEN UND HÖRENAuch in unserem digitalen Magazin stellen wir Ihnen Bücher, Filme und Tonträger aus unserem Bibliotheksbestandvor. Bei einigen handelt es sich um Neuerscheinungen, die Sie auch im Buchhandel erwerben können,andere gehören zu den „Raretätcher“. Alle Empfehlungen sind bei uns kostenlos entleihbar.Alwin Müller-JerinaKöln – Eine literarischeEinladungVerlag Klaus Wagenbach,Berlin 2025, 22 €ISBN: 978-3-8031-1386-3„Köln ist eine alte, einst schöne, intolerante,versöhnliche, unordentliche, gemütliche,konfuse, römische, dunkle, muffige,sinnliche, laute, leichtsinnige, ironische,melancholische, bornierte, tröstende, ungelüftete,grobe, grinsende, gleichgültige, mütterliche,empfindliche, schnapstrinkende,unvergessliche Stimmungs-, Heimweh-,Was ser- und Schlechtwetterstadt ...“So beschrieb der im November vergangenenJahres verstorbene SchriftstellerJürgen Becker seine Heimatstadt. SeineEinschätzung bildet zusammen mit dem kölschenGrundgesetz den Auftakt zu einerAnthologie über das moderne Köln. Der HerausgeberAlwin Müller-Jerina hat Texte zeitgenössischerAutorinnen und Autoren ausgewählt,die die Menschen dieser Stadt undihr Lebensgefühl sowie Bauwerke und Sehenswürdigkeitenbeschreiben.Inhaltlich startet der Band im Zentrummit dem Dom als Mittelpunkt: „Em hillijeKölle“. Weiter geht es „em Veedel“ mit dembekannten Lied der Bläck Fööss und einerErzählung von Armin Foxius, der Leserinnenund Leser mit Hilfe einer Prozession das dazugehörigeVeedel beschreibt. Natürlich darfauch das Thema „Essen und Trinken“ nichtfehlen, ebenso wie der 1. FC Köln. Zum Abschlussgeht es „lans der Rhing“ bis zur Südbrücke.Diese Anthologie ist eine literarische Einladung,die man auf jeden Fall annehmensollte!Bibliothek der „Akademie för unskölsche Sproch“Öffnungszeiten: Mo + Mi 8.30–15 UhrDi 9–18 Uhr, Fr 9–12 Uhr, Do geschlossenTel.: 0221/888 95 202,E-Mail: schlickeiser@sk-kultur.deAuf unserer Homepagewww.koelsch-akademie.deist eine „Suche“ unter „Online-Bibliothek“möglich.Ingeborg Nitt verabschiedet sichin den RuhestandLeev Ingeborg, ene hätzliche Großun en großes „Dankeschön“!Wer unsere Akademie för uns kölscheSproch, die Veranstaltungsreihe„Klaaf em Mediapark“, unsere Bibliothekund das vorliegende KLAAF-Magazinkennt, der kommt am Namen IngeborgNitt nicht vorbei. Seit über 30 Jahre hältsie ihre Hände über Bücher, LPs, CDs,Tonträger und Fotos; weiß auf Anhieb,wo man etwas findet bzw. ob ein Mediumverliehen ist.„Ich suche ein Gedicht über den Frühling– op Kölsch“ – ein Handgriff. „Da gibt’sdoch was Neues von diesem berühmtenkölschen Autor, der hat was über den Zoogemacht!“ Logo – zweites Regal – in derMitte. „Die Seminararbeit, die mal vorzehn Jahren geschrieben wurde, die überdie kölschen Originale?“ – Ist gerade verliehen,kommt aber in zehn Tagen zurück.Ingeborg Nitt hat für jeden die richtigeAntwort parat. Und ist sie sich einmalunsicher, vergräbt sie sich so lange in einThema, bis sie Bescheid weiß.Nach über 30 Jahren in der Akademieför uns kölsche Sproch/SK Stiftung Kulturverabschieden wir Ingeborg nun inden wohlverdienten Ruhestand. Natürlichführen wir die Mundartabende weiterund hoffen, sie dort oft begrüßen zudürfen.In der Akademie wird sie fehlen, alsKollegin, als zuverlässige Ansprechpartnerinund als „sichere Bank“ bei allenFragen. In dieser Ausgabe wird sie letztmaligals verantwortliche Redakteurindie Feder führen. Wir als Team der Akademiesagen „Hab vielen lieben Dank fürdein Engagement!“© Monika Tambour PhotographyLESEN UND HÖRENKLAAF29
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