Aufrufe
vor 2 Monaten

KLAAF 06/25

  • Text
  • Klaaf
  • Akademie
  • Stiftung
  • Melaten
  • Kultur
  • Ausstellung
  • Kölsch
  • Fcköln
  • Fussball
  • Tanzmuseum
  • Petrarca
  • Overstolzenhaus
  • Mundart
KLAAF ist das kölsche Magazin – ein Muss für alle Begeisterten der kölschen Sprache und des Brauchtums. Neben den Angeboten der Akademie berichtet das Magazin über spannende Kölner Persönlichkeiten, interessante Veranstaltungen, Geschichten aus der Kölner Geschichte, kölsche Rezepte, Mundarttheater und mehr.

KÖLN ENTDECKTDas

KÖLN ENTDECKTDas OverstolzenhausFällt der Begriff „Romanik“,denkt wohl jeder sofort an die berühmtenKirchen. Und jede Kölnerinund jeder Kölner kann sicher mindestenseines der zwölf großen romanischenGotteshäuser nennen.Aber die Menschen lebten nichtin den Kirchen und die Reicherenkonnten sich zu jener Zeit schonkompakte, ja sogar prächtige Steinbautenleisten. Wo also sind diesegeblieben?Abbildungen weisen nach, dassim 13. Jh. eine Reihe gleichartigerWohnhäuser gebaut wurden, zu erkennenbesonders an ihrer Fassadengliederungund an ihrem Stufengiebel.Dazu gehören z. B. das„Romanische Haus“ an der Wollküche,auch „Haus Neu-Schelberg“genannt, das auf Bildern vonBoisserée und De Noel zu sehen ist,und das Haus Nr. 48 auf dem Altermarkt,das die Namen „Zur Ehrenpforte“nach seinen Besitzern, derFamilie de Erenporcen, und „RotesHaus“, entsprechend seinem Anstrich,trug. Wie die Stadtansichtenvon Anton Woensam und WenzelHollar zeigen, gab es weitere Häuseru. a. auf dem Filzengraben, AnLyskirchen und am Holzmarkt. Siealle existieren jedoch nicht mehr,da sie im 19. Jh. abgerissen oderso radikal umgebaut wurden, dassvon der alten Bausub stanz nichtsmehr zu erkennen ist. Das we nige,was übriggeblieben war, fiel demZweiten Weltkrieg zum Opfer.© A. Savin, WikipediaEinzig erhalten geblieben istdas Overstolzenhaus in der Rheingasse,das heute als das vornehmsteund reichste erhalteneBeispiel eines romanischen Bürgerbausin Deutschland gilt.24 KLAAF KÖLN ENTDECKT

KÖLN ENTDECKTIm Laufe der Zeit trug auch dieses Haus unterschiedlicheNamen, meist nach seinen Besitzern, uns ist es heuteunter dem Familiennamen seines Begründers bekannt. DerName „Tempelhaus“, den Weyden dem Overstolzenhaus gibt,ist offensichtlich nur zu seiner Zeit benutzt worden. Ertaucht in keiner modernen Quelle auf. Wie Weyden selbstmitteilt, ist er auch urkundlich nicht überliefert. Weyden istder Ansicht, dass seine Zeitgenossen allen alten Prachtbautendiesen Namen gaben wegen ihres Baustils und ihres Alters.Errichtet wurde das Haus zur Rheingasse um 1230 vonder Patrizierfamilie Overstolz, und zwar von Blithildis Overstolz,einer Tochter des Stammvaters Gottschalk Overstolzund ihrem Mann Werner, der den Familiennamen seiner Frauangenommen hatte. Nachdem er den Aufstieg ins Schöffenkollegiumerreicht hatte, baute er dieses Haus. Nach WernersTod vermachte seine Witwe es 1255 ihrem Sohn JohannesOverstolz. Es wechselte im Laufe der Jahre mehrfachden Besitzer. Eberhard Hardefust, der das Haus 1337 erwarb,gliederte ihm zeitweilig beide Nachbarhäuser an.Das Haus besteht aus einem zweischiffigen Keller, zweiWohngeschossen und vier Speichergeschossen. Die Fassadezur Straßenseite war im Gegensatz zur Hofseite aufwendiggestaltet mit unterschiedlich geformten und verziertenFenstern sowie einem Stufengiebel. Im Erdgeschosswar sie ursprünglich asymmetrisch aufgeteilt: auf der linkenSeite waren zwei große Rundbogenfenster, in der Mittebefand sich der Kellerzugang mit einem kleinen Fenster darüber,dann ein den Keller und den Eigangsraum belichtendesgeteiltes Stockfenster und schließlich eine Tür mit horizontalemSturz.Heute weist das Erdgeschoss eine Reihe von fünf rechteckigenFenstern unter Rundbogenblenden mit eingestelltenSäulchen auf. Im Obergeschoss gibt es fünf, ursprünglichmit Holzläden verschließbare Doppelarkadenfenster mitschlanken Säulchen und Blattkapitellen. Über ihnen befindensich kleine Rundfenstern. Eine sogenannte Kleeblattblendebildet eine durchgehende Umrahmung.Die Speichergeschosse haben einen Stufengiebel, dieFenster bestehen aus Doppelarkaden mit Rundbogenblendenoder gestuften Blenden. Allerdings sind nur die mittlerenFenster der unteren drei Geschosse tatsächlichgeöffnet, die äußeren sind verblendet und dienen als Fassadenschmuck.Im vierten Geschoss befindet sich eine viereckigeSpeicherluke für den Kranausleger.Das Innere des Hauses war wahrscheinlich folgendermaßengestaltet: Das Haus war im Erdgeschoss zweigeteilt.Im Vorhaus wurde der Geschäftsverkehr abgewickelt,im hinteren Teil zum Hof befand sich der Wohnbereich. ReicheHauseigentümer wie die Familie Overstolz hatten imObergeschoss einen Saal zu Repräsentationszwecken. ImErdgeschoss verzierten Malereien Wände und Decke, dieRitterturniere darstellten, an denen die Patrizierfamilienteilnahmen. In Köln fanden diese übrigens auf dem Altermarktstatt.1838 kaufte die Stadt Köln das Haus auf und ließ es vonStadtbaumeister Johann Peter Weyer (1794–1864) restaurierenund umbauen. Anschließend übernahm der MalerMichael Welter (1808–1892) die Ausschmückung der Räume.Danach diente es 90 Jahre lang der Handelskammer als Sitzund zeitweilig auch der Kölner Börse.1880 und 1900 erfolgten weitere Umbauten unterH. Weyer und dem Geheimen Baurat und späteren StadtkonservatorFriedrich Carl Heimann (1850–1921). Im ZweitenWeltkrieg wurde es stark beschädigt, da die Fassadejedoch erhalten geblieben war, wiederaufgebaut. Die Stadtstellte es dem Kunstgewerbemuseum (heute „Museum fürAngewandte Kunst“) zur Verfügung, das es bis 1986 fürseine Ausstellungen nutzte.Heute befindet sich dort die Bibliothek der Kunsthochschulefür Medien, die am 15. Oktober 1990 als erste Hochschuledieser Art in Deutschland den Lehrbetrieb aufnahm.Ingeborg NittJUNI 24JETZTONLINELESEN!Im Webkiosk:klaaf.koelsch-akademie.de>DIE LEIDENSCHAFTFÜRS KÖLSCHEWolfgang Niedeckenund Eusebius Wirdeier> > F. F. WALLRAF UNDUNTERKRAHNENBÄUMENErinnerungen anein altes VeedelAKADEMIE FÖR UNS KÖLSCHE SPROCH / SK STIFTUNG KULTURHEINRICH KOCHZwei KölnerMundartautorenAlle KLAAF Ausgaben auf einen Blick,jederzeit und überall verfügbar –natürlich kostenlos.Schön gestaltete und übersichtlichpräsentierte Inhalte wie in dergewohnten Print-Version.KÖLN ENTDECKTKLAAF25

© 2024 by SK Stiftung Kultur