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KLAAF 06/25

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KLAAF ist das kölsche Magazin – ein Muss für alle Begeisterten der kölschen Sprache und des Brauchtums. Neben den Angeboten der Akademie berichtet das Magazin über spannende Kölner Persönlichkeiten, interessante Veranstaltungen, Geschichten aus der Kölner Geschichte, kölsche Rezepte, Mundarttheater und mehr.

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KÖLN ENTDECKTK»Dat Häzje, dat he litt, dat es singDer Kölner Friedhof MelatenBlick über einGräberfeldAlle Fotos: © Ingeborg NittKein anderer Friedhof Kölns verfügt über die Bedeutungund den Bekanntheitsgrad von Melaten. Heißt es:„Ich fahre nach Melaten!“ oder gar „Malote“, weiß fastjeder, was gemeint ist.Mit seiner Gründung vor 215 Jahren machte Köln einengroßen Schritt auf seinem Weg zu einer modernen Großstadt.Unfreiwillig allerdings! Denn Napoleons „Décret surles sépultures“ von 1804 fand bei den Bürgerinnen undBürgern keine Zustimmung. Ab sofort sollten die Beerdigungenaußerhalb der Gemeinde vorgenommen werden.Bis dahin wurden die Toten auf Friedhöfen innerhalb derWohngebiete, z. B. dem Elendenfriedhof, oder auf Kirchenbzw.Klostergelände bestattet. Da diese Möglichkeitenaber völlig ausgeschöpft waren, der Verwesungsgeruch inmanchen Kirchen so durchdringend war, dass Besuchendeder Kirchen in Ohnmacht fielen, war eine Änderung desBeerdigungswesens unausweichlich.Hier schufen die Franzosen Abhilfe. Künftig sollten katholischeVerstorbene auf Melaten und protestantischeVerstorbene auf dem Friedhof vor dem Weyertor beigesetztwerden. Es dauerte allerdings noch bis zum 29. Juni 1810,bis der von Ferdinand Franz Wallraf geplante „Gottesackerder Stadt Köln“ eröffnet werden konnte. Neunzehn Jahrespäter wurde im Zusammenhang mit einer neuen preußischenBegräbnisordnung Melaten für alle christlichenKonfessionen freigegeben.Eine zarteMadonnakann beeindruckendersein als einimposantesGrabmal20 KLAAF KÖLN ENTDECKT

KKÖLN ENTDECKTLevve quitt«Die Wahl war auf dieses Gebiet gefallen, weil es genügendFläche für eine Stadt von 45 000 Einwohnerinnen und Einwohnernbot, die sogar noch ausbaufähig war, was in preußischerZeit auch notwendig wurde, und weil die Bodenverhältnissesich als günstig erwiesen hatten. Der Ortsteil profitierte vondieser Entscheidung, wobei sich seine Entwicklung an den Ansprücheneines Friedhofs orientierte. Steinmetzbetriebe undGärtnereien entstanden und natürlich Wirtshäuser. Der Konkurrenzkampfunter letzteren führte zu manch kuriosen Auswüchsen.So nahm ein Wirt regelmäßig an Beerdigungen teil,angetan mit einem schwarzen Anzug und Zylinder. Am Endeder Feierlichkeiten fragte er: „Wo jon mer hin?“ Noch bevor jemandetwas antworten konnte, hatte er schon sein eigenesWirtshaus vorgeschlagen, wo er, zum Erstaunen der Trauergäste,anschließend hinter der Theke stand.Das Grabmal der Roten Funkenmit Inschrift op kölschSo amüsant diese Anekdoten sein mögen, die Vorgeschichtedes heutigen Friedhofes Melaten ist es ganz sicher nicht.„Zu den Maladen“ wurde die Stätte in der Vergangenheitgenannt, und bei diesen Maladen handelte es sich um Leprakranke.Denn ein Aussätziger war, wie der Name sagt, ein Verstoßener,er musste die menschliche Gesellschaft verlassen.Da er jedoch allein keine Überlebenschance hatte, wurde inMelaten eine Leprosenanstalt gegründet. Bereits 1180 findetsie in einer Urkunde Erwähnung. 1245 wird eine Kapelle fertiggestellt,die der damalige Kölner Erzbischof Konrad von Hochstadender Heiligen Dreifaltigkeit, der heiligen Barbara unddem heiligen Dionysius weihte. Zu der Anstalt gehörten weiterhineine Wegekapelle an der Straße, ein Offermannshaus(Küsterhaus), ein Wirtshaus, das 1630 das Kölner Wappen erhielt,um die Zugehörigkeit Melatens zu Köln zu betonen, undzwei Reihen von Zellen für die Kranken. Außerdem standenden Aussätzigen ein Pastor und ein Küster, zwei Waschmägdeund ein Schellenknecht zu Verfügung. Letzterer wurde benötigt,wenn die Kranken, in eine spezielle Tracht gekleidet, in dieStadt zogen, um Almosen zu sammeln.Denn die gesunden Menschen wollten mit ihnen nicht inBerührung kommen, die Spenden für Melaten jedoch flossenreichlich. Christliche Nächstenliebe, aber auch die Sorge umdas eigene Seelenheil, das man sich auf diese Weise erkaufenwollte, trieb die Einnahmen in die Höhe. Das hatte zur Folge,dass im 17. Jahrhundert Gesunde freiwillig in die Leprosenanstalteinzogen, in der Hoffnung, von den reichen Geldmittelnzu profitieren. Überprüfungen zu Beginn des 18. Jahrhundert,als die Lepra stark zurückgegangen war, erbrachten, dass dieMehrheit der Bewohnenden von Melaten gesund waren.Grabmal für Caspar Broelsch vonWilhelm AlbermannKÖLN ENTDECKTKLAAF21

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