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KLAAF 06/25

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KLAAF ist das kölsche Magazin – ein Muss für alle Begeisterten der kölschen Sprache und des Brauchtums. Neben den Angeboten der Akademie berichtet das Magazin über spannende Kölner Persönlichkeiten, interessante Veranstaltungen, Geschichten aus der Kölner Geschichte, kölsche Rezepte, Mundarttheater und mehr.

KÖLN ENTDECKTKDer

KÖLN ENTDECKTKDer Johannissprung»Zint Jan well veezehnDude han, sibbe ze Wasser,sibbe ze Land«Auf den ersten Blick erscheint es widersprüchlich,dass Zint Jan, Johannes der Täufer, der Vorbote Christi,nach alten Vorstellungen Menschen den Tod bringensoll. Es ist aber nicht die Gestalt des Johannes, diediese Widersprüche in sich trägt, sondern der Tag desJohannisfestes selbst, der auch mit der Sommersonnenwendein Verbindung gebracht wurde, Ursprungvielfältigen Wunder- und Geisterglaubens.Es heißt sogar, dass das Jahr zwei heilige Stunden hat, zumeinen die Mitternachtsstunde des Weihnachtsfestes, zum anderendie Mittagsstunde des 24.6., des Johannistages, in der die Sonneihren Höhe- und Wendepunkt erreicht. Sowohl der christlichen alsauch der heidnischen Bedeutung dieses Tages sind überall im Landviele Bräuche entsprungen, die die Ängste aber auch die Hoffnungender Menschen zum Ausdruck bringen.Am Vorabend des Johannisfestes fand in Köln im Mittelaltereine Art Reinigungsfest statt, von dem der italienische DichterPetrarca berichtet (Originalzitat s. S. 12). Er war am 23.6.1333in Köln angekommen und Freunde hatten ihn abendszum Rhein geführt, wo er eine große Zahl Frauen undMädchen, die zum Teil mit Kräuterkränzen geschmücktwaren, bestaunte, wie sie ihre Arme im Fluss wuschen.Die Freunde erklärten ihm, dass auf diese Weise alles,im Laufe des kommenden Jahres drohende Leid im Vorausweggewaschen würde und nur noch glücklicheTage bevorständen. Der Glaube an diese Wundertätigkeitdes Stromes war aus der Tatsache entstanden,dass in der Antike der Rhein als Gottheit verehrt wurde.Franz Peter Kürten (Volksleben und Lande am Rhein:Rosenmond, Köln o.J., S. 113) schreibt dazu: „Liefen dieDorfmädchen in den Bach und durch den Johannistau,mit dem sie sich auch wuschen, so hatten die Kölnerinnenden Rhein, um an Leib und Seele gesund und schönzu werden und zu bleiben.“ -- !!!Da mit dem Sinken der Sonne in der Vorstellung derMenschen die Macht von Geistern und Dämonen wuchs,versuchte man, sich mit Johanniskräutern und -feuerndavor zu schützen. So wurden in manchen ländlichenGebieten Kränze aus Johanniskräutern am Abend10 KLAAF KÖLN ENTDECKT

KKÖLN ENTDECKTDa mit dem Sinken der Sonne in der Vorstellung der Menschendie Macht von Geistern und Dämonen wuchs, versuchte man,sich mit Johanniskräutern und -feuern davor zu schützen.des 24. beim Angelusläuten auf die Hausdächer geworfen,um die Gebäude gegen Blitzschlag zu schützen.Im Haus wurden kleine Johannisfeuerchen ebenfallsaus Kräutern angezündet oder ein Blumentopf mit Lichternversehen, der sogenannte Johannispott, um böseGeister fernzuhalten. Darüber hinaus sagte man den JohanniskräuternZauberkräfte nach, die die Mädchen inder Johannisnacht von ihrem Zukünftigen träumen ließen.Trug eine unverheiratete Frau beim Johannisreigeneinen Zweig unter dem Rock, führte er sie zu ihrem späterenBräutigam.Der Johannisreigen, der auch Rosentanz hieß, fandauf Straßen statt, die mit Laubgirlanden und Kränzen geschmücktwaren. Meistens wurden auch Sonnenwendfeuerangezündet. Sie sollten einerseits die bösen Geistervertreiben und alle Schlechtigkeit verbrennen – inmanchen Gegenden wurde als Symbol für das Schlechteein toter Fuchs ins Feuer geworfen –, andererseits solltensie Menschen, die sie übersprangen, Schutz gewähren.Eine spezielle Bedeutung hatte dieser Sprung fürBrautpaare. So hoch sie Hand in Hand über das Feuerhinwegsetzten, so groß wurde das Glück in der Ehe.In einigen Gebieten wurden brennende Strohrädereinen Hügel hinabgestoßen, u.a. an der Mosel. Rollte dasRad bis in den Fluss hinein, bedeutete dies ein gutesWeinjahr.© CC-BY-SA30_Use_20120623 Ralf JohannJohannisfeuerIn der Großstadt sind die meisten dieser Bräuche in Vergessenheitgeraten, weil die räumlichen Möglichkeiten fehlen und der moderneStadtmensch den Geisterglauben nicht mehr kennt (oder ihnnicht mehr öffentlich zugibt). In ländlichen Gegenden begegnet mandagegen auch heute Sonnenwendfeuern, Feuerrädern und anderenTraditionen des Johannisfestes.Ingeborg NittSommer-Bruncham 29. Juni –Jetzt reservieren!MITTENDRIN IMSUNNESCHING.www.frueh-em-tattersall.deKÖLN ENTDECKTKLAAF11

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