KÖLNER KÖPFE K © Rheinisches Bildarchiv Köln »Vun Puttes un Koorwoosch« Ferdinand Franz Wallraf, der Mundartdichter Ferdinand Franz Wallraf, porträtiert von Johann Anton de Peters, 1792 » ET SCHWEINESCHLACHTEN « Hant staats Lück en Kölln söns e Ferke geschlaach, Dat gov för de Nohbern ne löstigen Dag: Glich kome se kicken, ov’t Deerchen och nett, Ov’t jungk wör un Schmalz an de Lunten och hätt. Die ersten vier Zeilen von Wallrafs Gedicht „Et Schweineschlachten“ deuten bereits an, dass es um weit mehr geht als nur um das im Titel genannte Schweineschlachten. Es handelt sich vielmehr um Inhalte von kulturhistorischer Bedeutung, die uns einen Einblick in die reichsstädtische Zeit Kölns um die Mitte des 18. Jahrhunderts geben. Walllraf schildert anschaulich aus Sicht einer Teilnehmerin, wie das Schlachten eines Schweins in einem Patrizierhaus vor sich ging, welche Rolle die Nachbarn spielen, und er versäumt auch nicht, die Einrichtung des Hauses und den Besitz der Familie zu beschreiben. So sagt er über die Küche: Schöpp, Stäuver un Klooch met geschwänzelte Stillen Un der Hehlhook met dreimol gekrezzelte Spillen Wor alles vun Koffer, wood met Lappe vun Jucht D’Woch dreimol gescho’t un keimol gebrucht. Der Schorrestein stund op veer Marmel-Pilare. Bovven öm versoff Pharo met singe Husare. De Lies wor met dubbelter Falbla garneet Un d’Mor met holländsche Pläätcher gezeet. De Plaat op der Aehden do kunnt mer vun esse, Op dem Desch un am Schaaf sich spegle un messe. Do sohch mei kei Wäntche Stöpp ov Dreck: De Tellere vun Blockzinn anenander om Reck, De Kumpe, de Schotteln för Zinter Klos, De glinzten durch ‘t Finster bes üvver de Stroß. För ‘n Frau, de wie ich jet op Nettigkeit hält, Wor, dööcht meer, kein staatsere Köch en der Welt. Ich sall et – ming Siel! – Uech nit üvverdrieve, Dä Glanz und ä Richdum eß nit zo beschrieve. Am Dürpel der Staats-Köch, do log en Strühmatt För den, dä de Schohn noch nit rein genog hatt. Vörhäuvs stund der Häd un zwei decke Brandreechter Met griselige Klaue un Liewegeseechter. Un vör op dem Klotz stund et Woopen vum Huus; Zwei Stäf an de Siggen, en der Meddsen en Rus; Zunächst fällt die Sprache auf, die deutliche Unterschiede zu unserem heutigen Kölsch aufweist. Es gibt altkölnische Ausdrücke, die heute nicht mehr benutzt werden, wie „Liewe“ (Löwen), „Woope“ (Wappen) oder „glinze“ (glänzen). Außerdem ist das Gedicht voll von Wörtern, die französischer Herkunft sind, wie „Trischoor“, „Coulang“ und „Kumpeesch“. Hinzukommen die Fachausdrücke aus dem damaligen Metzgereiwesen, wie „Puttes“ (Fleischgemengsel) und „Koorwoosch“ (Probewurst) oder Bezeichnungen für alte Einrichtungsge- 24 KLAAF KÖLNER KÖPFE
K KÖLNER KÖPFE genstände, die wir heute nicht mehr kennen, wie „Klooch“ (Feuerzange) und „Hehlhook“ (Herdhaken). Trotzdem lohnt es sich, die Beschreibung alter Zeiten zu lesen, um das Leben dieser Kölner Bürger kennen zu lernen und einen Eindruck von der Entwicklung der „kölschen Sproch“ zu erhalten. Im letzten Teil seines Gedichtes bedauert Wallraf, wie sehr sich die Zustände in seiner Gegenwart geändert haben. Auch er wusste also schon, dass „früher alles besser war“! Im Alt-Köln- Kalender wurde das Gedicht zum ersten Mal vollständig wiedergegeben Ursprünglich war dieses Gedicht Bestandteil eines Theaterstückes „Der verlorene Sohn“, das von mehreren Autoren überwiegend in kölnischer Mundart verfasst und 1811 aufgeführt wurde. Parodistische Anklänge an Shakespeare sind unübersehbar und wurden vor allem von Matthias Joseph DeNoel eingebracht. © Ingeborg Nitt Ferdinand Franz Wallraf (20.7.1748–18.3.1824), der zeit seines Lebens eine aktive Rolle im politischen und gesellschaftlichen Leben Kölns spielte, ist heutzutage vor allem als Sammler bekannt. Er betätigte sich jedoch auch als Dichter und verfasste hochdeutsche und lateinische religiöse Lieder, Oden auf seine Freunde, die Kunst und die Natur sowie Verse zu besonderen Festlichkeiten. Als Mitglied der Olympischen Gesellschaft widmete er sich auch der Kölner Mundart. Mehrere Mundartgedichte von ihm sind überliefert, die handschriftlich im Historischen Archiv aufbewahrt wurden. Nur sein Gedicht über das Schweineschlachten, das Wallraf mehrfach überarbeitete, zehn Fassungen sind nachweisbar, wurde gedruckt. Zuerst hat Josef Bayer es 1913 im Alt-Köln-Kalender vollständig wiedergegeben, merkte aber an, dass einige Stellen nicht mehr verständlich seien. Im „Kölnischen Glockenspiel“ haben Joseph Klersch und Ernst Mömkes einen ganzen Abschnitt von ca. 50 Zeilen ausgelassen. Dies beeinträchtigt jedoch nicht den Gesamteindruck . Lassen Sie sich also von „Mafrau“ in ihr prächtiges Haus einladen, um das „Schweineschlachten“ in allen Einzelheiten mitzuerleben. Ingeborg Nitt Das Denkmal für Wallraf von Wilhelm Albermann Entdecke deine Stadt 5. bis 21. Juli 2024 Ticketverkauf über: www.urlaubinkoeln.de Akademie för uns kölsche Sproch Entdecke deine deine Stadt Stadt 5. b5 Ticketverkauf über: über: www.urla Akademie Akademie för uns kölsche för uns Sproch kölsche Sproch KÖLNER KÖPFE KLAAF 25
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