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KLAAF 02/25

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KLAAF ist das kölsche Magazin – ein Muss für alle Begeisterten der kölschen Sprache und des Brauchtums. Neben den Angeboten der Akademie berichtet das Magazin über spannende Kölner Persönlichkeiten, interessante Veranstaltungen, Geschichten aus der Kölner Geschichte, kölsche Rezepte, Mundarttheater und mehr.

IM GESPRÄCH MIT

IM GESPRÄCH MIT ...Heide Häuslerund PeterFüssenich imGesprächWas ist Ihnen als Kölner und Dombaumeister wichtig?Peter Füssenich: Der Dom ist das wichtigste Bauwerk der Stadt.Er hat die Stadt seit dem Mittelalter wesentlich geprägt. Damalshaben die zahlreichen Pilger zur wirtschaftlichen Stärke von Kölnentscheidend beigetragen, heute prägen Touristen die Stadt. Weilder Erhalt des Domes und der europäischen Kathedralen und andererhistorischer Baudenkmäler so wichtig ist, haben wir uns zusammenmit 18 weiteren Bauhütten in Europa dafür eingesetzt, dass dasBauhüttenwesen in die Liste des Immateriellen Kulturerbes eingetragenwurde. Im Herbst 2020 war es dann so weit und wir sind sehrstolz darauf.Wir hoffen, dass nicht nur der Dom erhalten bleibt, sondern auchsein Umfeld eine angemessene Würde ausstrahlt. Der Platz, von demaus alle Menschen den Dom betreten, sollte gepflegt und einladendsein. Da gibt es noch viel zu tun ...Was ist Ihnen als Kölnerin und Leiterin der Photoszene wichtig?Heide Häusler: Wir haben durch „Artist Meets Archive“ ein Netzwerkaufgebaut, das besonders wichtig ist, um die Fotografie-Sammlungendiverser Institutionen der Stadt miteinander zu verbinden.Diese Möglichkeiten zum Austausch finde ich spannend und kann dieStadt enorm voranbringen.Zu Ihrer Arbeit gehört bei Ihnen beiden der internationale Kontext,ebenso in diesem Projekt. Warum ist Ihnen das wichtig?Peter Füssenich: Sie spielen sicher auf die Zusammenarbeit mitNotre Dame in Paris an. Wir haben gerne dabei mitgeholfen, vier dermodernen Obergadenfenster der Kathedrale zu restaurieren und vorOrt wieder einzubauen. Es war und ist uns ein wichtiges Anliegen,dass dieses schöne Monument wieder erstrahlen kann. Aber wir arbeitenauch sonst international mit den europäischen Dombauhüttenzusammen, tauschen uns über unsere Arbeit zum Erhalt der Kathedralenaus und gewinnen daraus Wissen und Erfahrung für den Erhaltunseres Doms. Und nicht zuletzt macht es immer Freude, aufKolleginnen und Kollegen aus dem Ausland zu treffen. So war es auchbei Andrés Galeano aus Spanien, der bei uns im Archiv seine Residenzabsolviert hat.Heide Häusler: „Artist Meets Archive“ ist von vornherein internationalausgelegt und darauf, einen Blick von außen auf Köln zu werfenund damit unsere Sicht zu erweitern. Welche Geschichten erzählendie Archive? Welche bleiben unerzählt? Aus welchen Gründenwerden bestimmte Narrative prominent gesetzt und genauso aberauch einige marginalisiert? Diese komplexe Reflektion wird in der Zusammenarbeitmit internationalen Künstlerinnen und Künstlern mitdiversen kulturellen Hintergründen in Gang gesetzt.Können Sie uns bereits etwas über die Arbeit vonAndrés Galeano erzählen?Peter Füssenich bittet Matthias Deml, den Pressesprecher derDombauhütte, um die Erklärung: Ich habe den Künstler durch unsereRäume geführt und ihm dabei über viele Artefakte etwas erzählt.Darunter war auch ein relativ unscheinbarer Stein, den ich im Vorbeigehenerwähnt habe. Das ist ein Stück aus dem Strebewerk, den sichdie Stadt Köln bei uns ausgeliehen hat und den der Astronaut AlexanderGerst mit ins All genommen hat. Diese Geschichte hat AndrésGaleano so fasziniert, dass er daraus sein Projekt entwickelt hat.Mehr dazu bald in der Ausstellung im Dom.8 KLAAF IM GESPRÄCH

IM GESPRÄCH MIT ...Was wünschen Sie sich für die Zukunft von „ArtistMeets Archive“?Peter Füssenich: Die Freundschaft zwischen HeideHäusler und mir bleibt auf jeden Fall bestehen. Durchdas Auge der Photoszene Köln rückt das Dombauarchivmehr in die Öffentlichkeit und erfährt Wertschätzung.Für die Zukunft wünsche ich mir, dass diese Art von Zusammenarbeitbleibt. Davon profitieren wir alle.Heide Häusler: Daran kann ich mich anschließen undmöchte betonen, dass dieses Projekt kein Event, keinSpektakel ist, sondern dass wir von aufrichtigem Interessegeleitet sind und die Zusammenarbeit zwischenFotografie und Archiv nachhaltig erhalten möchten.Die Kulturstätte Kölner DomNoch eine letzte Frage zu Köln. Was wünschen Siesich für die Stadt?Peter Füssenich: Köln hat eine über 2.000-jährigeStadtgeschichte in einer solchen Dichte, die in ganz Europaihresgleichen sucht. Die Stadt sollte sich ihrerSchätze, der Fülle der kulturellen Einrichtungen, der vielenMuseen und Archive besser bewusst werden. Diesesind leuchtende Diamanten, die für die Ausstrahlung derStadt sorgen.Heide Häusler: Aus aktuellem Anlass muss ich anfolgendes denken: Die Photoszene ist jetzt 40 Jahre alt.Es ist Deutschlands ältestes Fotografiefestival. Ein jungesProjektteam aus Künstlerinnen und Künstlern sowieFototheoretikerinnen und -theoretikern beschäftigt sichzurzeit mit der Geschichte der Photoszene und befragtProtagonisten aus den Anfängen des Festivals. Einer vonihnen, Wolfgang Vollmer, sagte, dass Köln Ende der 70-erJahre eine hässliche, dreckige, uninteressante Stadt warund ihn gerade deshalb inspirierte. Hier hat er dann vielFreiheit gefunden. Ich möchte nicht in diese krasse Beschreibungeinsteigen, will aber betonen, dass Köln mirauch das Gefühl gibt, eine gewisse Handlungsfreiheitzu haben, zu gestalten und zu kreieren. Auch wenn dieaktuelle finanzpolitische Lage das genaue Gegenteil vermittelt...Peter Füssenich: Köln ist eine weltoffene und gastfreundlicheStadt, weil sie immer wieder von fremdenEinflüssen positiv geprägt wurde. Diese Offenheit für dieWelt sollten wir nicht verlieren, denn sie hat zu vielenErrungenschaften beigetragen.Peter Füssenich hat an der Fachhochschule Köln, heute TechnischeHochschule Köln, Architektur studiert und ebendort ein berufsbegleitendesAufbaustudium am Institut für Baugeschichte undDenkmal pflege absolviert. Seine Abschlussarbeit schrieb er über diesogenannte Ziegelplombe im nordwestlichen Pfeiler des Nordturmesdes Domes. 2012 wurde er zum Nachfolger des stellvertretendenDombaumeisters Bernd Billecke bestellt, seit 2016 wirkt er als 19. dernamentlich bekannten Dombaumeister in Köln.Heide Häusler hat in Bochum Kunstgeschichte studiert. Sie arbeitetzu den Schwerpunkten Fotografie und zeitgenössische Kunst. AlsKuratorin und Ausstellungsmanagerin hat sie unter anderem für dasMuseum für Angewandte Kunst in Köln, das Stadtmuseum in Düsseldorfund die Schirn Kunsthalle in Frankfurt gearbeitet. Von 2009bis 2016 war sie Ausstellungsleiterin des Fotofestivals Mannheim,Ludwigshafen, Heidelberg (jetzt Biennale für aktuelle Fotografie).Zuletzt kuratierte sie die Ausstellung „Next Generations“ und „FromA to B“ im Museum Morsbroich in Leverkusen. Seit 2013 verantwortetsie die Geschäftsführung der Photoszene Köln.Hanka Meves-Fricke ist Autorin und Journalistin und lebt seit mehrals 30 Jahren in Köln. Von ihr ist 2024 der historische Roman „DieKomponistin von Köln“ und das Kinderbuch „Unser Köln“ erschienen.In ihrem Roman über die Komponistin Maria Herz spielt die 1864eröffnete Flora eine wichtige Rolle. Am 6. Februar 2025 findet imDomforum ein Konzert mit Werken von Maria Herz statt, das HankaMeves moderiert.Wenke Atkins ist Fotografin und arbeitet seit mehr als 20 Jahren inKöln und Umgebung, zeitgleich zu einem zehnjährigen Aufenthalt imGroßraum London in Großbritannien.IM GESPRÄCHKLAAF9

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