KÖLNER KÖPFE » Es muss erst einmal wieder eine gewisse Normalität her, über die man dann schreiben kann.« Carolin Kebekus Foto: Ralph Larmann Foto: Moritz „Mumpi“ Künster 6 KLAAF KÖLNER KÖPFE
KÖLNER KÖPFE Branche im Lockdown Die Journalistin Christina Bacher hat mit der Kölner Comedienne Carolin Kebekus und mit Sandra Beckmann, Mit-Initiatorin von #AlarmstufeRot, über die Auswirkungen der Krise auf den Kulturbereich gesprochen. Das Gespräch fand via Zoom statt. Kaum eine Branche hat seit Beginn der Pandemie härter dafür gearbeitet, ihren Kund*innen bzw. Zuschauer*innen wieder ein sicheres Erlebnis bieten zu können, als die Kulturbranche. Es wurden Hygienekonzepte erarbeitet, Lüftungsanlagen erneuert, Ein- und Auslassregeln erdacht, Nachverfolgungslisten geführt – immer in enger Zusammenarbeit mit den Behörden. Und dann wurde es doch gezwungenermaßen lange still um die Kultur hierzulande. Interview: Christina Bacher KLAAF: Du warst gerade mit deinem aktuellen Programm „PussyNation“ auf Tournee, Caro, als Großveranstaltungen über einen langen Zeitraum untersagt wurden. Da sich die Absagewelle dann doch noch bis Ende des Jahres fortsetzte, ist es bis heute immer noch nicht absehbar, wann all diese Termine nachgeholt werden können. Wie hast du dieses Jahr 2020 im Rückblick erlebt? Voller Sorgen? Carolin Kebekus: Ich bin ja da eher in einer privilegierten Position, das muss ich ganz klar sagen, weil ich trotz des Ausfalls meiner Tournee noch andere Möglichkeiten hatte, gute Sachen zu machen. Aber klar, durch den Wegfall der aktu - ellen Tour haben wir immense Verluste gemacht, die jedoch bei Weitem nicht meine Existenz betreffen. Die anderer Menschen aber schon: Im Grunde hängen an so einer Tournee zwanzig Leute aus meinem Team dran, die eigentlich davon leben. Meine Sorge galt also erstmal denjenigen, die plötzlich im März arbeitslos geworden sind, also den Maskenbildnern, Bühnenbauern, den Zuständigen für Sound und Licht, aber auch den Veranstaltern vor Ort. Eine ganze Branche befand sich seit März 2020 im Lockdown. Ich dagegen konnte trotzdem arbeiten, wofür ich natürlich dankbar bin. KLAAF: Stimmt, du warst 2020 unglaublich präsent in der Medienlandschaft: Zuerst lief deine eigene Sendung „Die Carolin Kebekus Show“ im Ersten, dann warst du in der Jury der Sendung „Famemaker“, in der „heute show“ und schließlich auch bei „The Masked Singer“ zu sehen. Dennoch hast du keinen Moment gezögert, dich der Initiative #AlarmstufeRot anzuschließen, die sich gegen drastische Einschränkungen des Live-Betriebs und für mehr Verständnis für die gebeutelte Branche aussprach und gemeinsam auf die Straße ging ... Carolin Kebekus: Diese Initiative ist unglaublich wichtig, denn keiner hatte die Veranstaltungsbranche zunächst auf dem Schirm. Ich bin da selbst insofern ganz nah dran, weil ich gemeinsam mit meiner Tourmanagerin vor nicht allzu langer Zeit eine eigene Veranstaltungsfirma gegründet habe, die natürlich auch stark von der Krise betroffen ist. Und ganz nah dran bin ich auch an meiner Crew, die für mich in all den Jahren so etwas wie eine Familie geworden ist und mit denen ich unter normalen Umständen die Hälfte meines Lebens verbringe. Ich sehe die in manchen Zeiten öfters als meine Eltern. Wir kennen uns in- und auswendig. Diese Leute liegen mir nicht nur freundschaftlich sehr am Herzen. Ohne die kann ich gar nicht auftreten. Und ich habe heute noch keine Ahnung, ob die überhaupt noch zur Verfügung stehen, wenn es wieder los geht. Ob die so lange durchhalten. KLAAF: Aus einem Aufruf, die Veranstaltungsbranche zu unterstützen, in der rund 1,5 Millionen Menschen bundes weit beschäftigt sind und denen durch das monatelange Arbeitsverbot die Insolvenz und Arbeitslosigkeit droht, ist heute eine richtig große Bewegung geworden. Sandra Beckmann, woher nimmst du die Kraft für dieses Engagement? Wo ist dein Motor mitten in der Misere? KÖLNER KÖPFE KLAAF 7
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