KLAAF EM MEDIAPARK »Gebore vör 111 Johre: zwei kölsche Webers un ein Botz« Unter diesem Titel wollten der Heimatverein Alt-Köln e. V. und die „Akademie för uns kölsche Sproch“ an drei kölsche Künstler erinnern, die 2020 den typisch kölschen Geburtstag von 111 Jahren feiern konnten: Heinz Weber, Fritz Weber und Hans Philipp Herrig. Und dann kam die Corona-Pandemie! Von „däm fiese Virus“ lassen wir uns nicht unterkriegen und holen die Veranstaltung am Montag, den 17. Mai 2021 nach. Der „Ohm Hein“ Heinz Weber (1909–1987) stammte aus einer Reederei- Familie, bekannt durch die Weber-Schiffe. Er studierte Jura, ab - geschlossen mit der Promotion. Im väterlichen Schifffahrtsbetrieb absolvierte er zudem eine Ausbildung, so dass er als Reedereikaufmann, später im Versicherungswesen tätig war. Als Autor bekannt geworden ist er mit seinen „Kölsche Verzällcher för Hären un Mamsellcher“ in zwei Bänden, die er häufig unter dem Pseudonym „Ohm Hein“ veröffentlichte. Ein Dutzend Auflagen hat das Buch bisher erreicht, zuletzt 2007 als einbändige Ausgabe. Er beschäftigte sich jedoch auch mit der Regionalgeschichte, insbesondere mit Themen, die die Rheinschifffahrt betrafen. Zwei Bücher und eine Reihe von Artikeln und Aufsätzen hat er publiziert. Für seine Ver dienste wurde er mit dem Rheinlandtaler ausgezeichnet. Am Ende eines seiner Texte sagte er einen Satz, den wir uns gerade heute zu Herzen nehmen sollten: „Mundart ist nicht nur die Sprache der Mutter, sie ist auch die Mutter der Sprachen.“ Der „Singende Geiger“ So wurde Fritz Weber (1909–1984) von seinen Zeitgenossen genannt, ein Beiname, der seine musikalischen Talente und Aktivitäten nur unzulänglich beschreibt. Außer der Geige spielte er noch weitere Instrumente und gründete bereits mit 19 Jahren eine Tanzkapelle. Sein Repertoire war breit ge fä - chert, von Schlagern bis Swing. 1930 gab er in Köln das erste Jazzkonzert, bald trat er in ganz Deutschland auf und feierte sogar in der Reichshauptstadt Berlin Erfolge. 1945 geriet er als Soldat in amerikanische Gefangenschaft und gründete prompt eine Swing-Band. Zurück in Köln sammelte er sofort wieder Musiker um sich und hatte seinen ersten Auftritt mit dem neuen Orchester bei der Eröffnung des Military-Government- Theatre-Cologne. Die „Musical-Schau“ des Tanzor chesters be - geisterte das Publikum. Weitere Engagements folgten, z. B. im Tazzelwurm, in der Flora und bei der Eröffnung des Tanzbrunnens. In die 1950er Jahre fällt auch der Auftakt zu einer weiteren musikalischen Karriere, dieses Mal mit kölschen Liedern. Sie brachte ihm ebenfalls Erfolge, seiner Heimatstadt Köln jedoch eines ihrer bekanntesten Lieder ein: „Kölsche Jung“. „Dä Kromm“ Es begann mit den „Vier Robertis“ und endete mit den „Zwei Holzköpp“ und „Botz un Bötzche“. Dazwischen lagen rund drei Jahrzehnte, in denen Hans Philipp (Fibbes) Herrig (1909–1992), genannt „Dä Kromm“, als Mitglied der „Vier Botze“ Erfolge feierte. Begonnen hatten sie 1933 als Straßensänger, um sich in Zeiten der Weltwirtschaftskrise etwas dazuzuverdienen. Sie wurden aber bald durch Schallplatten und Rundfunk sowie Bühnenauftritte überregional bekannt. Ihren vierstimmigen Gesang begleiteten sie mit Gitarren und Mandriola, ihr Repertoire umfasste eigene Lieder und die anderer Komponisten und Texter. Hier ist besonders das Lied „En d’r Kaygass Nummer Null“ zu nennen, das ursprünglich von den „Drei Laachduve“ stammte, von den „Vier Botze“ jedoch überarbeitet und berühmt gemacht wurde. Besonderer Beliebtheit erfreuten sich auch ihre Couplets und Parodien. Herrig gehörte zu den Gründungsmitgliedern und war – wie man heute sagen würde – ihr Manager. Vor allem aber war er Texter, Komponist und Arrangeur, häufig gemeinsam mit Hans Süper senior. Von ihnen stammt auch das Auftrittslied der Gruppe aus dem Jahr 1933 „Mer sin vier kölsche Junge“. Feiern Sie mit dem Heimatverein Alt-Köln e. V. und der „Akademie för uns kölsche Sproch“ die drei kölschen Jubilare! Wir haben für Sie eine Auswahl an Verzällcher un Leedcher zusammengestellt, die von Ulla Reusteck und Richard Karpe sowie Philipp Oebel vorgetragen werden. Klaaf em Mediapark Montag (!), 17. Mai 2021, 19 Uhr im Saal (1. OG), Im Mediapark 7, 50670 Köln Karten zu jeweils 10 € in der Bibliothek der „Akademie för uns kölsche Sproch“ zu den Öffnungszeiten, Im Mediapark 7, 50670 Köln, Tel.: 0221/888 95 202, E-Mail: nitt@sk-kultur.de und an der Abendkasse und beim Heimatverein Alt-Köln e. V. Illustrationen: ibrandify / Freepik 12 KLAAF KLAAF EM MEDIAPARK
STADTGESCHICHTE Fotos: Priska Höflich Villa von Robert Stern in der Virchowstraße Ein verwunschenes Haus in der Märchensiedlung Auf den Spuren jüdischer Architekten in Köln Im Rahmen „1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland“, das 2021 gefeiert wird, engagiert sich auch die SK Stiftung Kultur der Sparkasse KölnBonn mit geführten Radtouren auf den Spuren jüdischer Architekten. Köln zählte bis 1933 zu den Städten Deutschlands, die ein besonders reiches jüdisches Leben aufweisen konnten. Dies spiegelte sich sowohl in Kunst und Kultur als auch in der Architektur wider. Die herausragenden Architekten Robert Stern, Manfred Faber und Georg Falck bauten Anfang des 20. Jahrhunderts Villen in Marienburg und Lindenthal, Waren- und Geschäftshäuser sowie Kinos in der Innenstadt, Siedlungen in Zollstock, Dellbrück, Mülheim, Riehl und Klettenberg. Mit Beginn der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft endete die Ära dieser überaus angesehenen Architekten in Deutschland. Der im Jugendstil bauende Architekt Robert Stern lebte am Ende verarmt und einsam als Bürsten- verkäufer in New York, der geschäftstüchtige Architekt und Bau unternehmer Georg Falck verstarb fünf Monate nach Ankunft in den USA in einem Krankenhaus. Manfred Faber zählte zur Avantgarde der Architektenszene und war eifri ger Verfechter des Neuen Bauens. Er arbeitete noch bis 1937 in Köln. Seine Spur verliert sich in Auschwitz, wo er 1944 ermordet wurde. Die „Akademie för uns kölsche Sproch“ engagiert sich auf vielfältige Art und Weise auch in der Heimatkunde. Für das Festjahr „1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland“ werden mehrere Radtouren angeboten, die auf den Spuren von jüdischen Architekten durch die Veedel Zollstock, Klettenberg, Sülz und Lindenthal führen. Zu sehen sind avantgardistischer Siedlungsbau, Etagenvillen und Mehrfamilienhäuser. RADTOUR 1 Etagenvillen, Mehrfamilienhäuser, avantgardis tischer Sied lungs bau in Zollstock, Klettenberg, Sülz und Lindenthal: Eifelplatz, GAG Siedlung Zollstock – Walberberger Straße/Höninger Weg, Klettenberggürtel, Rhöndorfer Straße, Ölbergstraße, Siebengebirgsallee, in Sülz Remigiusstraße, Arnulfstraße, in Lindenthal Robert-Koch- Straße, Gleueler Straße, Rückertstraße, Virchowstraße. Eine komplett erhaltene Villa von Robert Stern in der Virchowstraße werden wir auch von innen sehen können. RADTOUR 2 Von Dellbrück nach Riehl – Avantgardistischer Siedlungsbau: Gummiwerke Dellbrück, Märchensiedlung Dellbrück GAG, Kieler Straße Mülheim, Naumann Siedlung. RADTOUR 3 Die Architekten Manfred Faber und Wilhelm Riphahn im Vergleich. Die Radtouren werden von Priska Höflich und Ruth Wolfram geführt und finden coronatauglich unter freiem Himmel statt. Die Anzahl der Teilnehmer ist begrenzt. In Kooperation mit der GAG. Um die Termine zu erfahren, können Sie sich auf der Website anmelden: www.urlaubinkoeln.de STADTGESCHICHTE KLAAF 13
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