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KLAAF 02/20

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Interview: Ein Gespräch mit Prof. Werner Eck und Jonas Rothe über erlebbare Stadtgeschichte Serie: Gedenktafeln in Köln Klaaf em Mediapark Kölner Abend Veranstaltungskalender Kölsche Köch: Traditionelle Rezepte und Geschichten

KÖLNER KÖPFE KÖLNER

KÖLNER KÖPFE KÖLNER KÖPFE » Es war schon immer mein großer Traum, eine Zeitreise zu unternehmen.« Jonas Rothe Mitten im Damals Auf Einladung der Journalistin Christina Bacher traf sich Professor Werner Eck mit Jonas Rothe zum „Blind Date“ am Alter Markt. Der emeritierte Professor für Alte Geschichte und Heraus geber der 13-bändigen Kölner Stadtgeschichte, der kürzlich seinen 80. Geburtstag gefeiert hat, und der 33jährige Unternehmensgründer Jonas Rothe, dessen Start-up TimeRide sich gerade von Köln aus den Weg in die Welt sucht, verbindet dieselbe Leidenschaft für Stadtgeschichte. Und beide haben offenbar ein und dieselbe Mission: Längst vergangene geschichtliche Ereignisse neu erleb- und erfahrbar zu machen, auch, um Menschen wieder miteinander ins Gespräch zu bringen. Interview: Christina Bacher Fotos: Katharina Hein KLAAF: Wie passend, dass wir uns ausgerechnet am Alter Markt treffen. Hier wurde im Jahre 2016 der erste TimeRide eröffnet, wo man mit der recht neuen Technik der „Virtual Reality“ durch das Köln im Jahr 1909 reisen kann. Und gleichzeitig blickt dieser Ort auf eine mehr als 2.000-jährige Geschichte zurück . . . Prof. Werner Eck: Ja, das stimmt. Wir befinden uns hier genaugenommen außerhalb der römischen Stadt, denn die Stadtmauer verlief ja den Abhang entlang, auf dem heute das Rathaus steht. Ansonsten befand sich hier eigentlich nur Wasser und eben die Rheininsel, die auch von Anfang an genutzt wurde, unter anderem für große Speicherbauten für all die Waren, die vor allem übers Wasser in die Stadt transportiert wurden; die Fundamente der Speicher wurden später für die Grundmauern der romanischen Kirche Groß Sankt Martin verwendet, vor der wir gerade stehen. Nachdem schon zu Beginn des zweiten Jahrhunderts nach Christus der Rheinarm verlandet war, wurde das Gelände zu Beginn des 4. Jahrhunderts in die Stadt einbezogen. Ja, ein sehr besonderer Ort, der auch zeigt, dass es Köln als Stadt schon vor Christi Geburt gegeben haben muss. Denn: Hätte es nicht eine Siedlung gegeben, hätte man ja auch keinen Speicher gebraucht. Jonas Rothe: Für uns ist der Standort hier wegen sei— ner zentralen Lage natürlich ideal. Viele Menschen kommen vorbei und schauen sich neugierig den Nachbau der ersten elek trischen Straßenbahn an, die man ja von außen auch gut sehen kann. Mit dieser Bahn geht es dann später – nach einem Rundgang mit 3-D-Fotografien und einem Besuch im Lichtspielsaal – auch auf virtuelle Reise – dank unserer eigens entwickelten Software und einer VR-Brille, die ein 360- Grad-Panorama ermöglicht. KLAAF: Herr Rothe, Ihr Weg nach Köln führte Sie zunächst über Dresden, die USA, Freiburg und München. Wie kam es, dass sie mit Ihrem sehr erfolgreichen Start-up ausgerechnet in Köln begannen? Und warum haben Sie sich das Jahr 1909 für die erste Zeitreise ausgesucht? Jonas Rothe: Wir haben uns ganz bewusst für eine Zeitreise ins Köln des Jahres 1909 entschieden: Zum ersten Mal stand der Zeppelin damals für alle deutlich sichtbar am Himmel – für die Bevölkerung damals natürlich ein Großereignis. Außerdem wollten wir gerne mit dem Mythos des alten Kölns um die Jahrhundertwende aufräumen, das sich als sehr prunkvoll bis heute in den Köpfen hält. Tatsächlich war das nur bedingt der Fall, wie historische Quellen belegen: Schon als die Franzosen 1794 nach Köln kamen, haben sie erstmal die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, wie schlimm das hier aussah. Das war mehr Moloch als Metropole. Die Öffnung nach außen und die Entwicklung zu einer modernen 6 KLAAF KÖLNER KÖPFE KÖLNER KÖPFE KLAAF 7

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