STADTGESCHICHTE Alma Mater Coloniensis 100 Jahre neue Universität zu Köln Nach 121 Jahren konnte 1919 endlich die Universität zu Köln wiedereröffnet werden. 1388 als eine der ältesten Universitäten auf Initiative des Rates der Freien Reichsstadt Köln gegründet, wurde sie 1798 von den Franzosen geschlossen. Alle Bemühungen Kölns im 19. Jahrhundert, eine neue Universität zu gründen, waren vergeblich. Erst die Initiative des Hochschullehrers Christian Eckert (1874–1952) führte zum Erfolg. Maßgeblich unterstützt wurde er ab 1917 vom neugewählten Oberbürgermeister Konrad Adenauer, der sich jedoch mit großem Widerstand in Bevölkerung und Presse auseinandersetzen musste. Die Menschen sahen nicht ein, dass in der Not der Nachkriegszeit die Stadt Köln eine Universität finanzieren sollte. Denn das Land Preußen war nicht gewillt, einen Beitrag zu leisten. Im Gegenteil, die Verhandlungen mit dem preußischen Kultusministerium erwiesen sich als schwierig. Das alte Universitätsgebäude in der Claudiusstraße Foto: Ingeborg Nitt Am 29. Mai 1919 war es dann endlich soweit: Oberbürgermeister Konrad Adenauer unterzeichnete den Staatsvertrag mit dem Land Preußen. Am 12. Juni 1919 wurde die Universität zu Köln in einer Feier im Gürzenich wiedereröffnet. Adenauer sprach ausdrücklich von einer „Wiedereröffnung“, nicht von „Neugründung“, um deutlich zu machen, dass Köln an alte, bewährte Traditionen anknüpfte. Am 20. Juni 1919 fand die akademische Feier in der Aula der Universität statt. Der Kölner Oberbürgermeister machte in seinen beiden Reden deutlich, dass er hohe Erwartungen in die neue Einrichtung setzte. Sie sollte einen wesentlichen Beitrag zum geistigen, kulturellen und wirtschaftlichen Aufbau Kölns leisten und darüber hinaus die Versöhnung der Nachbarn am Rhein in die Wege leiten. Untergebracht war die wiedereröffnete Universität in den Räumen der bisherigen Handelshochschule in der Claudiusstraße, der heutigen Technischen Hochschule. Die alte Handelshochschule ging in der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät auf. Sie nahm gemeinsam mit der Medizinischen Fakultät im Sommersemester 1919 den Lehrbetrieb auf. 1920 folgten die Juristische und die Philosophische Fakultät. Zum ersten Rektor wurde der Professor der Staatswissenschaften Christian Eckert gewählt, der sich so konsequent für die mittelalterliche Alma Mater Coloniensis eingesetzt hatte, die heute eine der führenden Forschungsuniversitäten Deutschlands ist. Mit 1299 Studenten in zwei Fakultäten startete die „neue Universität zu Köln“. Bereits 1922 war die Studentenzahl auf rund 4000 angestiegen, und Köln, nach Berlin, die zweitgrößte Universität in Preußen. Bücher brannten auch in Köln Die anfängliche Skepsis vieler Kölner Bürger wandelte sich schnell in Zustimmung und Anerkennung, die sie durch Schenkungen und Stiftungen zum Ausdruck brachten, ein wegen der Wirtschaftskrise dringend benötigtes Kapital. Denn die Stadt Köln konnte die steigenden Kosten nicht mehr allein bewältigen, zumal mit steigenden Studenten- und Dozentenzahlen ein größerer Neubau unumgänglich war. Am 26. Oktober 1929 wurde im Inneren Grüngürtel der Grundstein für das neue Hauptgebäude gelegt, das vom Architekten Adolf Abel als schlichtes und zweckmäßiges Gebäude entworfen worden war. Es bot Raum für Hörsäle und Seminare sowie für die Verwaltung. Besondere Erwähnung verdient die Aula, die über eine komplette Bühneneinrichtung verfügte. Die finanzielle Belastung erwies sich jedoch als zu groß, sodass 1931 die Bauarbeiten unterbrochen werden mussten. Erst im November 1934 konnte der Neubau bezogen werden, am 5. April 1935 fand die Einweihung statt. Zu diesem Zeitpunkt befand sich die Kölner Universität seit rund zwei Jahren fest in nationalsozialistischer Hand, die Gleichschaltung war aus eigener Initiative bereitwillig vollzogen worden. Eine große Anzahl von Dozenten war aus rassistischen oder politischen Gründen beurlaubt oder entlassen worden, der Zugang für Studenten reglementiert. So durfte der Anteil der Frauen nicht mehr als zehn Prozent betragen. Die universitäre Selbstverwaltung war ebenso abgeschafft worden wie die akademische Illustrationen: iStock, Moto-rama 26 KLAAF STADTGESCHICHTE
STADTGESCHICHTE » … Die Alma Mater Coloniensis ist aus hundertjähriger Ruhe neu erstanden. … Große Vergangenheit verpflichtet! Sie verpflichtet zum Streben nach gleich großer Zukunft! ... « Konrad Adenauer und persönliche Freiheit. Eine Folge war, dass sich die Anzahl der Studenten von 1933 bis 1938 auf rund 2500 halbierte. Im Mai 1933 kam es in vielen deutschen Städten im Rahmen der studentischen Aktion „wider den undeutschen Geist“ zu Bücherverbrennungen. Aus privaten und öffentlichen Bibliotheken sowie aus Buchhandlungen waren Bücher verfemter Autoren eingesammelt worden, u. a. von Erich Kästner, der der Vernichtung seiner Werke in Berlin beiwohnte und später seine Existenz als Schriftsteller unter dem nationalsozialistischen Regime so beschrieb: „Man ist ein lebender Leichnam“. In Köln fand die Bücherverbrennung am 17. Mai vor dem Universitätsgebäude in der Claudiusstraße statt. Seit 2001 erinnert das Bodendenkmal „Namen der Autoren“ an dieses Ereignis. Vor dem Eingang zur heutigen Technischen Hochschule sind die Namen von 95 verfolgten Autoren eingemeißelt worden. Mit Kriegsausbruch 1939 wurde ein geregelter Universitätsbetrieb zunehmend schwieriger, bis er 1944 vollständig eingestellt wurde. Am 10. Dezember 1945 erfolgte die Wiedereröffnung mit rund 1500 Studenten. Ihre Zahl stieg in den Folgejahren sprunghaft an. Neben der Wiederherstellung der im Krieg zerstörten Bauten mussten neue Gebäude errichtet werden. Dies konnte die Stadt Köln jedoch nicht finanzieren. Daher übernahm das Land NRW ab April 1953 die Trägerschaft. Heute studieren an der durch die Exzellenzinitiative von Bund und Ländern geförderten Einrichtung fast 50.000 Studenten an sechs Fakultäten. Zum 100jährigen Jubiläum propagiert Professor Dr. Axel Freimuth, Rektor der Universität zu Köln, folgendes Ziel: „Alte und neue Universität waren Gründungen der Bürgerinnen und Bürger Kölns. Diese Verbundenheit zur Stadt aber auch den Zusammenhalt innerhalb der Universität möchten wir im Jubiläumsjahr durch zahlreiche Veranstaltungen fördern. Unser Kerngeschäft ‚Wissenschaft‘ soll dabei den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Köln praxisnah und unterhaltsam präsentiert werden. Auf diese Weise möchten wir die Netzwerke mit der Stadtöffentlichkeit stärken und erweitern, im besten Sinne einer Bürgeruniversität.“ Ingeborg Nitt DIRIGENT: MOON DOH www.flosio.de Altenberger Hof Mauenheimer Str. 92 50733 Köln 30.03. SAMSTAG, 20 UHR SINFONIEKONZERT 31.03. SONNTAG, 19 UHR SINFONIEKONZERT Kartenvorverkauf: www.designunit.de BEETHOVEN CORIOLAN-OUVERTÜRE SINFONIE NR. 2 PROKOFJEW „ PETER UND DER WOLF“ OFFENBACH OUVERTÜRE ZU „ ORPHEUS IN DER UNTERWELT“ HENDRINA KRAWINKEL MITTEN INS HERZ Flosio_ANZ_Klaaf_02_2019.indd 1 07.01.19 10:23 SCHÖNHEIT UND VERLETZLICHKEIT UNSERER WELT Donnerstag, 7. Februar 2019 Kulturkirche Ost / 20.00 Uhr Kopernikusstraße 34 51067 Köln-Buchforst Ausstellungsdauer bis Freitag, 22. Februar 2019 Eröffnungsrede: Kunstexpertin Dr. Renate Goldmann Einen Teil des Verkaufserlöses spendet die Künstlerin Hendrina Krawinkel für soziale Zwecke Geöffnet: donnerstags, freitags und samstags von 17 bis 20 Uhr oder nach Vereinbarung (0221-2011-242 oder dirk.kaestel@gag-koeln.de) Eintritt frei www.kulturkirche-ost.de STADTGESCHICHTE KLAAF 27
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